Strandgut aus der Indian River Lagoon: Das am Cocoa Beach gefundene Kanu gibt viele Rätsel auf. (Foto © Randy Lathrop)
Der rund 4,5 Meter lange Einbaum, der vom Grund der Indian River Lagoon an den Strand von Cocoa Beach nördlich des Stadtviertels City Point in der Nähe vom Port Canaveral gespült wurde, hatte für ein USA-weites Echo vor allem in den sozialen Medien gesorgt. Wie Florida Today berichtet, wurde das Boot, bei dem es sich um das erste in Florida gefundene Kanu aus rotem Zedernholz handelt, monatelang von Forschern in Tallahassee untersucht. Die Altersbestimmung mit der Radiocarbonmethode ergab, dass das Holz mit 49,5-prozentiger Wahrscheinlichkeit aus dem Zeitraum zwischen 1640 und 1680 stammt. Demgegenüber besteht eine Wahrscheinlichkeit von 37,2 Prozent, dass das Material aus dem Zeitraum 1760 bis 1810 stammt und eine Wahrscheinlichkeit von 8,6 Prozent, dass es aus dem Jahr 1930 stammt oder noch jünger ist.
Gleichwohl spricht laut Julie Duggins vom Archäologie-Unternehmen PaleoWest Archaeology einiges dafür, dass das mysteriöse Kanu Anfang des 20. Jahrhunderts aus einem Strommast gefertigt und rot angestrichen wurde. Dafür sprächen eine Reihe von Indizien: Erstens sei Zedernholz in der Anfangsphase der Elektrifizierung der USA die am häufigsten für Strommasten verwendete Holzsorte gewesen, und die mittlere Breite des Boots stimme in etwa mit der Dicke der Strommasten von Anfang des 20. Jahrhunderts überein. Außerdem weise das Kanu am Heck zwei Abdrücke auf, die genau jenen der Werkzeuge entsprächen, die seinerzeit zur Fixierung bei der Entrindung von Baumstämmen eingesetzt wurden. Darüber hinaus befänden sich im Kanu Kerben, deren Abstände sich mit denen der L-förmigen Haken deckten, mit deren Hilfe die Arbeiter des Elektrizitätswerks auf die Masten stiegen. Zudem hat man nach den Worten des PaleoWest-Archaeology-Projektleiters Steve Karacic an dem Kanu Farbreste gefunden, die Titan und Zink enthalten. Dies sei ein Hinweis darauf, dass das Boot zwischen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in Benutzung war.
Nach Aussage von Julie Duggins wurde der Einbaum, der einen spitz zulaufenden Bug mit einer auffälligen Verwachsung im Holz, drei Kammern und ein rechteckiges Heck aufweist, mit Metallwerkzeugen bearbeitet. Der Kanubauer Pedro Zepeda vom Volk der Seminolen habe sich das Boot angesehen und versichert, dass es keines von seinem Stamm sei. Als er festgestellt habe, dass es aus Zedernholz bestehe, sei sein Kommentar nur gewesen, dass das überhaupt keinen Sinn ergebe.
Das ungewöhnliche Kanu wurde der Stadt Cape Canaveral von der Florida Devision of Historical Resources als unbefristete Leihgabe überlassen und kann laut Florida Today seit Ende September in der Cape Canaveral City Hall besichtigt werden.