Lilium Jet
Ab 2025 könnte der Lilium Jet auch über Florida fliegen. (Foto © Lilium GmbH)
Die in Weßling bei München beheimatete Lilium GmbH (deren Name sich von dem deutschen Flugpionier Otto Lilienthal ableitet) unternahm 2017 einen erfolgreichen Erstflug mit einem zweisitzigen Prototyp ihres Lilium Jet. Anders als die Bezeichnung Jet vermuten lassen könnte, wird das senkrecht startende und landende Luftfahrtzeug nicht mit Strahltriebwerken, sondern elektrisch über 36 Motoren mittels schwenkbarer Mantelpropeller angetrieben. Nach den Plänen des Unternehmens sollen damit ab 2025 fünf Passagiere mit 300 Stundenkilometern bis zu 300 Kilometer weit transportiert werden. Anfangs soll im Cockpit noch ein Pilot sitzen, langfristig ist der autonome Flugverkehr geplant.
Von Kritikern mitunter skeptisch beäugt und verlacht, sind die Flugtaxis nach Aussage von Lilium keineswegs in erster Linie als Luxus-Flughafenzubringer für Wohlbetuchte konzipiert, die auf diese Weise der Rushhour entfliehen können. Laut Trending Topics sieht die Start-up-Firma, die allein 2020 240 Millionen Euro an Investitionen einwerben konnte, ihre Fahrzeuge vielmehr vor allem als Alternative zu Schnellzugverbindungen, die in Deutschland und vielen anderen Ländern bislang in den meisten kleineren Städten nicht vorhanden sind. Allerdings kamen verschiedene Experten zu dem Schluss, dass die angestrebte maximale Reichweite von 300 Kilometern mit dem Lilium Jet nicht erreichbar sein werde, da die für die Bewältigung solcher Entfernungen nötigen Akkus auf der Basis des derzeitigen Stands der Technik für das kompakte Luftfahrzeug zu schwer wären; einige zogen auch die Leistungsfähigkeit der kleinen Mantelpropeller in Zweifel. Firmengründer Daniel Wiegand dagegen zeigte sich in einem Interview mit dem Handelsblatt überzeugt, dass die ehrgeizigen Ziele seines Unternehmens zu erreichen seien und warf den Urhebern der dies in Abrede stellenden Studien vor, falsche Zahlen verwendet zu haben.
Wie Web 24 News berichtete, vereinbarte Lilium im September dieses Jahres Kooperationen mit den deutschen Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn, um dort bis 2025 sogenannte "Vertiports“ einzurichten, die als Schnittstellen für den Flugtaxiverkehr innerhalb Deutschlands fungieren sollen. Doch obwohl die offizielle Zulassung des Lilium Jet für den Flugverkehr durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) noch aussteht, blickt die Firma bereits weit über Europa hinaus: Ebenfalls 2025 soll in Orlando als Baustein der sogenannten Smart City – eines umfassenden Konzepts zur technischen Modernisierung und Effizienzsteigerung der Stadt – auf einer Fläche von 5200 Quadratmetern der erste Vertiport außerhalb Deutschlands errichtet werden. Von dort aus soll ein US-weites Flugtaxinetz aufgebaut werden.
Gemäß einem Bericht des Orlando Business Journal stellt Lilium der Actionmetropole im Fall der Realisierung des Projekts die Investition von 25 Millionen Dollar und die Schaffung von 143 Arbeitsplätzen in Aussicht, deren durchschnittlicher Jahresverdienst mit 66.451 Dollar deutlich über dem Durchschnittsverdienst in der Metropolregion von 46.140 Dollar liegt. Im Gegenzug erwartet die Firma Steuererleichterungen von bis zu 831.250 Dollar über einen Zeitraum von neun Jahren. Nach Berechnungen der Stadt würde der ökonomische Gewinn des Projekts für Orlando bei 1,7 Millionen Dollar innerhalb von zehn Jahren liegen.