Immer öfter ist "ionfish" auf Floridas Speisekarten zu finden. (Foto: © Diego Grandi)
Gemäß der Wissenschaftsplattform voices.nationalgeographic.com gibt es verschiedene Hypothesen dazu, auf welche Weise sich der ursprünglich im Pazifischen Ozean zwischen Malaysia und Japan vorkommende Fisch im Golf von Mexiko ausbreiten konnte. Als eine Ursache gilt das Entweichen von sechs Rotfeuerfischen in die Biscayne Bay im Jahr 1992, als der Hurrikan Andrew ein Aquarium zerstörte. Da aber bereits seit Mitte der 80er-Jahre von Sichtungen des Fisches vor der Küste Floridas berichtet wurde, liegt die Vermutung nahe, dass es auch schon vorher zu Freisetzungen durch private Aquarianer kam. Eine weitere Möglichkeit liegt in der Einschleppung in Ballastwassertanks von Kreuzfahrtschiffen.
Angesichts der Tatsache, dass die Rotfeuerfische in der Karibik und im Golf von Mexiko – nicht zuletzt aufgrund des Nervengifts ihrer Rückenflossenstrahlen – keine natürlichen Feinde haben und zudem eine Reproduktionsrate aufweisen, die drei bis vier Mal so hoch ist wie die der heimischen Rifffische, wundert es nicht, dass ihre Zahl in den letzten Jahren exponentiell zugenommen hat. Da Rotfeuerfische bei der Nahrungswahl nicht besonders wählerisch sind, wurden sie als Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde zur Bedrohung für die Populationen vieler hiesiger Fischarten, zumal die nachtaktiven Rotfeuerfische sich durch einen ausgesprochen großen Appetit auszeichnen und die Jungfischbestände anderer Fischarten dezimieren, bevor diese sich fortpflanzen können.
Als Konsequenz daraus hat die Florida Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC) den Rotfeuerfisch zum uneingeschränkten Jagdobjekt erklärt und hebt während der Hummersaison sogar das Limit für die Höchstzahl an Hummern, die pro Behälter aus dem Meer entnommen werden dürfen, auf, wenn zugleich mindestens 50 Rotfeuerfische erlegt werden. Taucher, Speerfischer und Meeresschützer veranstalten diverse Wettkämpfe und "Lionfish Removal Days", einige Lebensmittelketten und Restaurants beteiligen sich an der Vermarktung der Fische.
Laut Orlando Sentinel wurden während der im vergangenen Sommer abgehaltenen Lionfish Challenge insgesamt 16609 Rotfeuerfische gefangen. Sieger des Wettbewerbs war ein gewisser David Garrett aus dem Volusia County, der allein 3324 Fische zur Strecke brachte und im November vom FWC zum Lionfish King gekrönt werden wird. Ob all diese Anstrengungen ausreichen, die Riffökosysteme vor der Ostküste in ihrer heutigen Form zu erhalten, ist gleichwohl mit einem Fragezeichen zu versehen. Angesichts der zahlreichen Bedrohungen – von steigenden Ozeantemperaturen infolge der Klimaerwärmung, die zur Abwanderung mancher Arten in kühlere Gewässer sowie zum Ausbleichen und Absterben der Korallen führen, bis hin zu den kaum abzuschätzenden Schäden durch Ölverschmutzungen – könnte sich die Invasion der Rotfeuerfische als der verhängnisvolle Tropfen erweisen, der das Fass zum Überlaufen bringt.