Flugzeug über Florida
Innerhalber der USA erleben Urlaubsflüge derzeit einen Boom – doch nicht alle Passagiere lassen sich durch den Anblick von Palmen beruhigen. (Foto © cate_89/Shutterstock.com)
Während den meisten Touristen aus europäischen Ländern der direkte Weg in die USA coronabedingt nach wie vor versperrt ist, hat der dortige Inlandstourismus längst wieder Fahrt aufgenommen. Der weit verbreitete Wunsch, das Kapitel Covid-19-Pandemie endlich abzuschließen, verleitet allerdings nicht wenige Reisende dazu, die Rückkehr zum "business as usual" notfalls eben auf eigene Faust einzuleiten. Wie Yahoo Finance unter Rückgriff auf Daten der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) schreibt, ereigneten sich bis zum 29. Juni dieses Jahres bereits über 3000 Vorfälle, bei denen Passagiere sich den Weisungen des Flugpersonals widersetzten; in fast 500 Fällen wurde deswegen eine Untersuchung eingeleitet. Demgegenüber gab es im gesamten Jahr 2019 nur 146 solche Untersuchungen. Falls diese Entwicklung anhalten sollte, könnte 2021 nach Aussage von Sara Nelson, der Präsidentin der Flugbegleitergewerkschaft Association of Flight Attendants-CWA (AFA), zum Jahr mit den meisten derartigen Vorfällen in der Geschichte der amerikanischen Luftfahrt werden.
In der überwältigenden Mehrheit der Fälle handelt es sich dabei um Passagiere, die sich weigern, die auch im US-Flugverkehr in absehbarer Zeit weiterhin obligatorische Mund-Nasen-Schutzmaske zu tragen. Angesichts der Häufung dieser Vorfälle verfolgt die FAA eine Null-Toleranz-Politik und verhängt gegen Passagiere, die die Anweisungen des Flugpersonals nicht befolgen, empfindliche Geldstrafen, die von 7.500 bis 15.500 Dollar oder sogar 35.000 Dollar reichen können. In schweren Fällen kann auch noch ein polizeilicher Arrest hinzukommen.
So wurde etwa im Februar dieses Jahres ein Mann, der die Aufforderung der Flugbegleiter ignorierte, eine Gesichtsmaske zu tragen, und stattdessen kleine Alkoholflaschen aus seinem Reiseproviant leerte, mit einer Buße von 15.500 Dollar belegt. Ein anderer Passagier, der sich im selben Monat auf einem Flug ins mexikanische Cancún ebenfalls weigerte, eine Maske zu tragen, und dadurch eine Notlandung in Florida provozierte, musste 10.500 Dollar Strafe zahlen.
Neben renitenten Fluggästen gibt es noch andere widrige Faktoren, mit denen die US-Luftfahrtunternehmen derzeit zu kämpfen haben. Einerseits mussten Tausende ihrer Mitarbeiter auf dem Höhepunkt der Corona-Krise 2020 in den unbezahlten Zwangsurlaub geschickt werden. Nun, da sie wieder gebraucht werden, müssen nicht nur Piloten entsprechend den Sicherheitsbestimmungen erst wieder eine bestimmte Zahl von Flugstunden absolvieren, bis es ihnen wieder erlaubt ist, ein Passagierflugzeug zu fliegen. Auch das übrige Personal wie Mechaniker, Flugbegleiter oder die Ramp-Agenten, die die Flugzeuge auf den Abflug vorbereiten, muss sich erst wieder einarbeiten, und nicht zuletzt müssen auch die so lange unbenutzten Flugzeuge gründlich gecheckt werden, ehe sie wieder eingesetzt werden können. So kommt es, dass nicht nur viele Passagiere, sondern auch die Airlinemitarbeiter einem hohen Stresslevel ausgesetzt sind. Da die Flugzeuge angesichts des Umstands, dass derzeit nur eine begrenzte Zahl von ihnen eingesetzt werden kann, in der Regel voll besetzt sind, fällt es den Flugbegleitern laut Nelson zudem schwer, die ihnen antrainierte Deeskalationstaktik adäquat zum Einsatz zu bringen: Eine der Methoden bestehe beispielsweise darin, Personen, zwischen denen ein Konflikt ausgebrochen sei, voneinander zu trennen, was aber in einem voll besetzten Flugzeug natürlich nicht möglich sei.