Sturmflut durch Hurrikan Michael in Pensacola Beach auf der Barriereinsel Santa Rosa (Foto © VTR2/Shutterstock.com)
Mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von über 249 Stundenkilometern war Michael, der am 10. Oktober über die südlichen USA hinwegfegte, der viertstärkste bisher auf dem amerikanischen Festland offiziell erfasste Hurrikan und lag nur knapp unterhalb der höchsten Sturmkategorie 5. Im Hinblick auf den in seinem Zentrum gemessenen Luftdruckabfall war er laut Washington Post sogar der drittstärkste Sturm, der bisher an der US-Küste verzeichnet wurde. Entsprechend verheerend waren die Auswirkungen in den Orten, auf die Michael bei seiner Ankunft unmittelbar mit seiner "Eyewall" traf, den das Auge des Sturms umgebenden Quellwolken, in denen die höchste Windgeschwindigkeit herrscht. Dazu kam, dass die im dünn besiedelten Panhandle häufig anzutreffenden Mobile-Home-Siedlungen der Gewalt des Hurrikans wenig entgegenzusetzen hatten.
Besonders schlimm getroffen wurde das etwa 1100 Einwohner umfassende Örtchen Mexico Beach im Bay County, das durch die extremen Orkanböen und eine über 3 Meter hohe Sturmflut zu großen Teilen dem Erdboden gleichgemacht wurde. Erhebliche Zerstörungen gab es auch in der etwa 35 Kilometer nordwestlich von Mexico Beach gelegenen 38.000-Einwohner-Stadt Panama City. Anderswo in Floridas nordöstlichem »Pfannenstiel« war die Wucht von Michael dagegen wesentlich geringer. Westlich von Destin etwa gab es außer kräftigen Regenfällen kaum größere Schäden. Und auch in Tallahassee, der Hauptstadt Floridas im Leon County, blieb die befürchtete Katastrophe aus – wenngleich auch hier viele umgestürzte Bäume den Straßenverkehr zunächst erheblich behinderten. Auch dies eine Lehre: Wie bei jedem Hurrikan ist die Schneise der schlimmsten Verwüstung relativ schmal. An südlichen Orten wie Miami oder Naples war außer einer leichten Brise von Michael gar nichts zu spüren.
In allen betroffenen US-Bundesstaaten, zu denen neben Florida Virginia, North Carolina und Georgia zählen, waren zeitweilig etwa 2 Millionen Haushalte vom Stromnetz abgeschnitten. In Florida lag die Zahl unmittelbar nach dem Sturm bei rund 400.000; am vergangenen Montag waren im Panhandle nach einem Bericht von AccuWeather noch immer 160.000 Haushalte ohne Strom. Wie die Tampa Bay Times unter Berufung auf Mitarbeiter des staatlichen Rettungsdienstes berichten, wird es mindestens noch bis Ende dieser Woche, in besonders zerstörten Gegenden möglicherweise aber auch noch deutlich länger dauern, bis alle Haushalte, die nicht durch den Hurrikan zerstört wurden, wieder an das Stromnetz angeschlossen sind. Auch die Wasserversorgung in Panama City und anderen Orten wurde durch den Sturm unterbrochen. Im Bay und Gulf County waren zudem noch Anfang der Woche die Mobilfunknetze zu großen Teilen ausgefallen, was die Suche nach Vermissten erschwerte. Am vergangenen Dienstag lag die offizielle Zahl der Todesopfer laut Miami Herald in Florida bei 21, in den gesamten USA bei 31. In Anbetracht der anhaltenden Rettungs- und Aufräumarbeiten sowie der Tatsache, dass viele Einwohner gerade der besonders schwer betroffenen Gegend um Mexico Beach eine Evakuierung abgelehnt hatten, ist aber damit zu rechnen, dass sie sich noch erhöhen wird.
Die Evakuierungszentren richten sich derweil auf die längerfristige Aufnahme von Menschen ein, deren Häuser durch den Hurrikan zerstört oder unbewohnbar gemacht wurden, bis ihnen Ersatzwohnungen angeboten werden können. Da durch den Hurrikan auch mehrere Krankenhäuser schwer beschädigt wurden – darunter allein drei in Panama City – soll im Panhandle außerdem für etwa ein Jahr ein Feldhospital mit einem auf alle medizinischen Bedürfnisse ausgerichteten Angebot eingerichtet werden.
Doch auch hier zeigt sich wieder einmal die typisch amerikanische Solidarität, die nicht nur auf staatliche Hilfeleistungen setzt, sondern auch und vor allem auf private Initiative. Schon am Tag nach dem Hurrikan trafen an vielen kleineren Airports der Region Privatflugzeuge mit Hilfsgütern ein, aus vielen südlichen Bundesstaaten kommen inzwischen ganze Trupps von Freiwilligen, die die Ärmel hochkrempeln und die Betroffenen bei den Aufräumarbeiten unterstützen.
Wer in den nächsten Wochen oder Monaten eine Reise in den Panhandle plant, sollte sich vorab genau informieren, in welchem Maße es in der von ihm ausgewählten Gegend zu Sturmschäden gekommen ist, wie weit die Wiederaufbauarbeiten vorangeschritten sind und ob beispielsweise Einrichtungen wie Staatsparks und Reservate wieder für Besucher geöffnet sind. Das übrige Florida blieb von dem Hurrikan weitestgehend verschont, sodass kein Grund besteht, sich von Michael seine Reisepläne nach Süd- oder Zentralflorida über den Haufen werfen zu lassen.