Hurrikan Ian
Ein Bild von Hurrikan Ian, der im vergangenen September verheerende Schäden im südlichen Florida verursachte. (Foto © lavizzara/Shutterstock.com)
Laut den Tampa Bay Times prognostizieren die Meteorologen der Colorado State University auf der Grundlage der ihnen derzeit vorliegenden Daten für den Atlantikraum in diesem Jahr 13 schwere, mit einem Namen versehene Stürme. Dazu werden voraussichtlich sechs Hurrikane mit einer Windgeschwindigkeit von mindestens 119 Stundenkilometern zählen, von denen zwei mindestens der Kategorie 3 angehören, also Windgeschwindigkeiten von mindestens 178 Stundenkilometern erreichen dürften. Dies würde einer Sturmaktivität von 80 Prozent des Durchschnitts der Aktivitäten der Jahre 1991 bis 2020 entsprechen. Zum Vergleich: 2022 lag die Aktivität bei 75 Prozent des langjährigen Durchschnitts. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein schwerer Hurrikan die US-Ostküste in diesem Jahr heimsuchen wird, liegt laut den Wissenschaftlern bei 22 Prozent. Im vergangenen Jahr hatten sie eine Wahrscheinlichkeit von 47 Prozent errechnet; der Durchschnitt in den zurückliegenden 100 Jahren lag bei 31 Prozent.
Wie die Sturmaktivität letztlich ausfallen wird, hängt allerdings von mehreren Faktoren ab, die nicht einfach vorauszuberechnen sind. Dazu zählen einerseits die Passatwinde und die Luftzirkulation über dem Äquator: Nachdem diese in den zurückliegenden drei Jahren überdurchschnittlich hoch waren – ein Phänomen, das La Niña genannt wird – liegen sie derzeit auf dem durchschnittlichen Niveau. Die Wissenschaftler rechnen aber damit, dass sie sich bald noch stärker abschwächen und für längere Zeit auf unterdurchschnittlichem Niveau verharren werden. Dieses Gegenstück zu La Niña ist als El Niño bekannt. Während La Niña typischerweise die Sturmaktivität im Atlantikraum begünstigt, wirkt El Niño ihr potenziell entgegen, da es die vertikale Windscherung in großen Höhenlagen verstärkt. Gegenwärtig liegt die Wahrscheinlichkeit, dass El Niño auf dem Höhepunkt der Sturmsaison auftritt, nach Aussage der Meteorologen bei 82 Prozent.
Gleichwohl stellt das Auftreten von El Niño keine Garantie dafür dar, dass es nicht zu einem schweren Hurrikan kommt. Zudem gibt es einen weiteren wichtigen Faktor, der das Wettergeschehen beeinflusst: In einigen Regionen des Atlantiks liegen die Temperaturen der oberen Wasserschicht derzeit fünf Grad über dem Wert, der um diese Jahreszeit normal ist. Sind die Passatwinde außergewöhnlich schwach, hält sich das warme Wasser an der Oberfläche, statt mit den kälteren Wasserschichten darunter vermischt zu werden. Dieses Phänomen hat wiederum einen verstärkenden Einfluss auf die Sturmaktivität. Sollten sich die unterschiedlich warmen Wasserschichten nicht vermischen, El Niño aber andererseits auch nicht übermäßig stark werden, könnte es doch mehr und stärkere Hurrikane geben als vorhergesagt. Die Colorado State University wird ihre Vorhersage während der Sturmsaison monatlich aktualisieren.
Wie Sie sich auf einen möglichen Hurrikan vorbereiten sollten, hat abc 7 anlässlich der "Hurricane Preparedness Week" in der ersten Maiwoche in einem Beitrag zusammengefasst.