Red-Tide-Warnschild im Collier County
Derzeit warnen an Stränden in Südwestflorida leider vielerorts wieder Schilder vor der "red tide". (Foto © Hayden Dunsel/Shutterstock.com)
Wie The Washington Post und USA Today berichten, lassen rot gefärbte Strände und zahlreiche tote Fische an Südwestfloridas Küsten derzeit keinen Zweifel daran, dass die "red tide" wie zuletzt 2018 in diesem Jahr erneut vorzeitig zurückgekehrt ist und die Behörden und Strandbesucher den Frühling und Sommer hindurch in Atem halten könnte.
Normalerweise tritt dieses Phänomen regelmäßig im Herbst an den südlichen Küsten von Texas und Florida auf, wenn Südwinde große Mengen der Einzeller Richtung Land treiben. Im Winter transportieren sie starke Nordwinde dann wieder ins offene Meer. Wie Richard Stumpf, Ozeanograf in der National Oceanic and Atmospheric Administration, der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA, gegenüber der Washington Post erläuterte, kommt es aber vor, dass diese nördlichen Winde nicht in ausreichendem Maße auftreten, sodass die Organismen an der Küste bleiben. Im Allgemeinen sei eine solche Wasserblüte im Frühling und Sommer nur einmal in zwölf Jahren zu beobachten. Nach 2018 ist die "red tide" in diesem Frühjahr aber bereits die zweite, die außerhalb der Herbstsaison auftritt.
Wie oben erwähnt, bilden sich die hohen Konzentrationen der Einzeller ursprünglich im offenen Meer. Normalerweise halten sie sich am Boden auf, wo sie von den Nährstoffen leben, die sich dort in großen Mengen angereichert haben. Wenn diese durch Auftrieb und Strömung ins flachere Wasser bewegt werden, schwimmen auch die Dinoflagellaten Richtung Küste.
Die von den algenähnlichen Organismen im Rahmen ihres Stoffwechsels produzierten sogenannten Brevetoxine lähmen nicht nur die Kiemen der Fische, sodass diese ersticken; insbesondere im Sommer fallen den Wasserblüten auch auf dem Ozeangrund lebende Tiere wie Schwämme und Korallen zum Opfer. Der Abbau ihrer Kadaver durch Bakterien kann dann dazu führen, dass das aufgrund der Wärme ohnehin schon relativ sauerstoffarme Wasser stellenweise so gut wie gar keinen Sauerstoff mehr enthält, was den Tod weiterer Meereslebewesen zur Folge haben kann.
Immer wieder verenden auch Seevögel, die mit den Giftstoffen verseuchte Fische fressen; Meeresschildkröten, Manatis und Delfine gingen ebenfalls schon daran zugrunde. Auf Menschen wirken die Brevetoxine zwar normalerweise nicht tödlich, können bei Personen mit Atemwegsproblemen wie Asthma aber zu entsprechenden Reaktionen führen, während sie bei Personen ohne solche Vorerkrankungen erkältungsähnliche Symptome hervorrufen können. Auch Haut- und Augenirritationen können auftreten.
Besonders hoch sind die Konzentrationen der Einzeller derzeit in bestimmten Bereichen des Charlotte, Collier, Lee, Manatee, Pinellas und Sarasota County. In manchen Gegenden, darunter Naples und einige Orte an und nahe der Tampa Bay, wurden Konzentrationen von mehr als 1 Million Zellen pro Liter Wasser gemessen; Atemwegskomplikationen können bei vorerkrankten Personen bereits ab Konzentrationen von 10.000 Zellen pro Liter auftreten. Aktuelle Informationen zur Lage an den einzelnen Stränden finden sich auf der Website der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission (FWC).