Dunkler Tigerpython (Python bivittatus)
Fühlt sich in Florida aus der Sicht von Ökologen etwas zu wohl: der aus Südostasien stammende Dunkle Tigerpython (Foto © Heiko Kiera/Shutterstock.com)
Seit Jahrzehnten breitet sich der Dunkle Tigerpython (Python bivittatus), einst wohl von floridianischen Tierhaltern in die freie Natur ausgesetzt beziehungsweise aus Terrarien entwichen, mangels natürlicher Feinde rasant in den Everglades aus. Während die Schlangenpopulation immer größer wurde, gingen in der Zeit von den 1990er-Jahren bis 2010 die Bestände in den Everglades verbreiteter einheimischer Tierarten gemäß einer Studie um bis zu 90 Prozent zurück. Durch ihre starke Dezimierung insbesondere verschiedener Säugetierarten sorgen die Schlangen zugleich dafür, dass es dem seinerseits bedrohten Florida-Panther, der einheimischen Unterart des Pumas, immer schwerer fällt, ausreichend Nahrung zu finden. Mittlerweile sind die Schlangen schon so weit nordwärts gewandert, dass sie laut einem Bericht der University of Central Florida (UCF) irgendwann sogar in Virginia und Texas zum ökologischen Problem werden könnten.
Um der Ausbreitung der Schlangen entgegenzuwirken, schickt Floridas Umweltbehörde FWC (Florida Fish and Wildlife Conservation Commission) seit Jahren nicht nur professionelle Schlangenjäger in die Sumpflandschaft der Everglades. Der Staat appelliert auch an Privatleute, sich zum Schutz des Ökosystems auf die Pirsch zu begeben. So findet in diesem Jahr vom 9. bis 18. Juli die "Python Challenge 2021" statt. Wie WPTV berichtet, werden dabei Preise an diejenigen Teilnehmer vergeben, denen es in diesem Zeitraum gelingt, die meisten oder größten Schlangen zu fangen beziehungsweise zu erlegen. Dunkle Tigerpythons können in Extremfällen bis etwa 6 Meter lang und über 90 Kilogramm schwer werden. In der Paarungszeit im Frühling und Sommer legen die Weibchen im Durchschnitt 42 Eier, die sie selbst ausbrüten; geschlechtsreif werden die Tiere mit etwa drei Jahren.
Die mit rund 84 Kilo bislang wohl schwerste in Florida gefundene weibliche Schlange wurde im Rahmen einer im Online-Magazin Ecosphere veröffentlichten Studie der Umweltschutzorganisation Conservancy of Southwest Florida https://conservancy.org gefangen, deren Ergebnisse dazu beitragen sollen, die Pythons im unübersichtlichen Gelände künftig leichter aufspüren zu können. Insgesamt brachten sie über 1000 Schlangen in ihr Labor in Naples, darunter auch das mit rund 64 Kilo bislang schwerste in Florida gefunden Männchen. Wie Creative Loafing Tampa Bay und abc 7 berichten, hatten die Forscher seit 2013 insgesamt 80 gefangene Schlangen mit Radiosendern ausgestattet und anschließend wieder in die Freiheit entlassen, um ihre Bewegungen genau verfolgen zu können, wobei 25 Schlangen besonders intensiv beobachtet wurden. So konnten sie nachverfolgen, welche Entfernungen die Tiere bei der Nahrungssuche zurücklegen und wie groß die Flächen sind, die sie dabei durchqueren. Während frühere Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen waren, dass die Schlangen urbane Gegenden meiden, geht aus dieser neuen Studie hervor, dass die Pythons in solchen Gegenden an Flussbänken in der Nähe von Kanälen und großen landwirtschaftlichen Betrieben leben. Zudem wurde festgestellt, dass sie auch in höheren Arealen anzutreffen sind.
Eine andere Studie, die an der der University of Central Florida durchgeführt wurde, befasste sich mit der Frage, wie sich die Pythons am besten von Kameras im Unterholz entdecken lassen. Dafür wurden kleine, mobile Kameras entwickelt, die ein Lichtspektrum nahe am Infrarotbereich (NIR) abdecken und dadurch auch nachts eingesetzt werden können. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass mit solchen Kameras Schlangen in 20 Prozent größerer Entfernung auszumachen sind als mit herkömmlichen Kameras, die das für Menschen sichtbare Licht einfangen, da im NIR-Licht die natürliche Tarnfärbung der Pythons nicht so effektiv ist. Laut den Forschern könnten solche Kameras beispielsweise an Lastwagen oder Drohnen angebracht werden. Ihrer Ansicht nach sollte es auch möglich sein, auf der Basis dieser Technik automatische Schlangenentdeckungssysteme zu entwickeln, was die Bemühungen der Behörden, die Ausbreitung der Tiere einzudämmen, an einen entscheidenden Wendepunkt bringen würde.