Miami Beach
Palmen, Strand und Nachtleben: die verschiedenen Facetten von Miami Beach, hier am Ocean Drive (Foto © Sean Pavone/Shutterstock.com)
Die zwischen der Biscayne Bay und dem Atlantik gelegene Inselstadt hat infolge des Klimawandels und des dadurch steigenden Meeresspiegels bereits mit ansteigendem Grundwasser und Überflutungen zu kämpfen. Dazu kommt der sogenannte "Heat-Island-Effekt": Dadurch, dass sich Straßen und Gebäude tagsüber durch die Sonneneinstrahlung stark aufheizen und nachts nur wenig abkühlen, ist die Temperatur in der Stadt merklich höher als in ihrer Umgebung.
Wie der Miami Herald berichtet, hat der Stadtrat ("city commission") von Miami Beach im vergangenen Oktober daher einen Stadtbegrünungsmasterplan ("urban forestry master plan") verabschiedet, nach dem der Anteil der Palmen an den derzeit rund 48.900 städtischen Bäumen, der laut dem Spiegel gegenwärtig bei 57 Prozent liegt, bis zum Jahr 2050 auf 25 Prozent reduziert werden soll. Dies soll im Rahmen von Bauprojekten geschehen, bei denen ohnehin Bäume gefällt werden müssen. Dabei sollen teilweise Palmen ersatzlos entfernt, vor allem aber vorhandene Palmenbestände durch andere Baumarten ergänzt werden.
Gepflanzt werden sollen Eichen, Ulmen, Eschen, Bergahorn- oder auch Flammenbäume und Weißgummibäume (Gumbo-Limbo), die gegenüber Palmen allesamt den Vorteil haben, mehr Kohlenstoff zu speichern, mehr Regenwasser aufnehmen und mehr Stickoxide aus der Luft zu filtern, aus denen sich zusammen mit flüchtigen organischen Verbindungen bei starker Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen schädliches Ozon bildet. So verbraucht beispielsweise eine Virginia-Eiche mit etwa 40 Zentimetern Stammdurchmesser nach Angaben des Guardian pro Jahr etwa 231 Kilogramm Kohlendioxid, nimmt 567 Gramm Ozon aus der Luft und fängt 2744 Liter Wasser auf. Demgegenüber nimmt eine Palmettopalme mit derselben Stammdicke im Jahr nur etwas mehr als 1 Kilogramm Kohlendioxid auf, filtert 48 Gramm Ozon aus der Luft und absorbiert rund 307 Liter Regenwasser. Zudem verfügen die genannten anderen Baumarten als sogenannte Schattenbäume über ein deutlich dichteres Blätterdach als die Palmengewächse, sodass sie auch dadurch zur Abkühlung der Stadt beitragen.
Allerdings hat der neue Masterplan der "city commission" auch Kritiker: Das Stadtratsmitglied Steven Meiner, der im vergangenen Herbst selbst für den Plan stimmte, sorgt sich nun angesichts der vorgesehenen weitgehenden Umgestaltung der Stadtbegrünung um den Verlust des "historischen, kulturellen, ökonomischen Markenzeichens" und der "Identität" seiner Stadt. Wie Elizabeth Wheaton, Leiterin des städtischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsressorts, hervorhebt, ist es aber keineswegs beabsichtigt, Miami Beach seines Images als Palmenstadt zu berauben. Vielmehr sollen vor allem neue andere Bäume gepflanzt werden - über 1300 pro Jahr über die nächsten 20 Jahre. Im Rahmen der gegenwärtigen 22 Bauprojekte sollen zwar 1060 Palmen gefällt werden, aber 891 davon sollen durch neue Palmen ersetzt werden, sodass ihre Zahl lediglich um 169 reduziert werden wird. Zugleich werden fast 500 Schattenbäume gefällt, aber 900 neue gepflanzt.