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Impressionen aus St. Maarten. (Foto: © Leslie78)
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Seefahrer-Romantik: Nase im Wind und volle Fahrt voraus! (Foto: © Dudarev Mikhail)
Tuut. Tuuuuut. Ein Ächzen und Rucken geht durch den stählernen Megakörper der Norwegian Epic. Ich seufze. Wir legen ab. Der tief türkisfarbene Lotuspool unter uns schwappt bedenklich. Egal, das bisschen Chlorwasser wird gleich im Nullkommanichts aufgewischt, meint Darling. Wir schauen aufs Meer. Traumhaft schön und unendlich weit. Wer braucht da noch Stadthotels, wenn man den freien Sternenhimmel des Südens auf einem Schiff über sich bewundern kann?
Das muss nicht länger nur ein Sehnsuchtsgefühl sein. Machen Sie einfach auf Wasserschischi und gehen Sie auch von Florida aus auf Luxus-Karibikkreuzfahrt. Die beliebtesten Ablegehäfen: Port Canaveral, Fort Lauderdale und Miami.
Sie haben die große Wahl. Ein Schiff ist schöner und moderner als das andere. Und es wird aufgerüstet. Die großen Kreuzfahrtgesellschaften Carnival, NCL und Disney Cruises bringen noch dieses Jahr neue Schiffe und Routen heraus.
Unser Schiff ist einer dieser Mega-Liner: Vom Boden bis zum Oberdeck schillern verglaste Räume, im Inneren XXL-Vergnügungshallen. Wenn man unten den Fahrstuhlknopf drückt und nach oben schaut, glaubt man, im Turm zu Babel zu stehen. Oben, in der luftigen Dining-Area, fühlt man sich wie in einem loungigen Beachclub von St. Tropez. Der Blick auf den offenen Ozean belehrt mich jedoch eines Besseren. Mittlerweile ist es außerhalb des funkelnden Schiffskosmos tintenfischschwarz geworden. Unser Ziel: Karibik, Bahamas & Co.
Endlich! Wir haben angedockt. Landausflug, St. Maarten. Eine Besonderheit, welche die Insel für Touristen attraktiv macht, ist der Status des Freihafens – es werden weder Steuern noch Zoll erhoben. Schnell frühstücken, dann zieht es uns von Bord. Vom Bullauge aus haben wir schon ganz früh einen ersten überwältigenden Blick auf die niederländisch-französische Pastell-Insel (alle, wirklich ALLE Häuschen sind hier softeisfarben!) erhaschen können – jetzt wollen wir sie erobern! Auf dem Mitteldeck lassen wir unsere Wasserflasche mit dem Kreuzfahrtlogo, die wir direkt beim Einschiffen erworben haben, auffüllen – dann stürmen wir auch schon die Treppen zur Gangway hinunter (sollen die anderen doch am Fahrstuhl warten ...).
Patsch. Ehe wir uns versehen, haben wir einen runden Aufkleber der Reederei auf dem Shirt und ein royalblaues Strandtuch unter dem Arm. Der Gangway-Boy grinst. Los geht's! Gleißendes Blitzlicht am Ende des Passagiertunnels. Bevor wir endgültig vom Schiffsrumpf ausgespuckt werden, wird noch schnell ein Souvenirfoto geschossen, das wir später unter Hunderten an der grell beleuchteten Fotowand wiederfinden müssen.
An der Strandbar später ein geeister »Bushwacker« (unter anderem mit Kahlua, Kokossaft und schwarzem Rum) – und wir sind locker genug, es mit den Sixpack-Amis im Volleyball aufzunehmen. Ha, was für ein Block! Die Steeldrums hämmern. Ein Dutzend Einheimische mit Rastazöpfen johlt (ob das damit zu tun hat, dass sie uns später neonfarbene Freundschaftsbändchen andrehen wollen?).
Ohne die Spur eines schlechten Gewissens, nicht die ganze Insel abgeklappert zu haben, kehren wir frühabends glücklich an Bord zurück. Der Gangway-Boy grinst noch breiter. Vielleicht liegt es an den grün-geflochtenen Hüten auf unseren Köpfen, die wir einer alten Dame in einem kleinen Laden unten am Schiffsdock abgekauft haben? Wie wir wohl morgen zurückkehren? Mit handgeschnitzten jamaikanischen Papageien in jeder Hand? Es bleibt unser Geheimnis.
Norwegian Cruise Line
NCL, die 46-jährige Traditionsreederei mit derzeit elf Vessels (zwei weitere Gigaboote, die Breakaway und Getaway, kommen 2013/2014), kann mehr, als Singles in den Ehe-Hafen zu steuern (auf Lifetime läuft im amerikanischen Fernsehen jeden Dienstag die Kuppelshow »Love for Sail«): Sie begeistert ganze Familien. Diese Saison unterhält sie mit Nickelodeons begehrtesten Charakteren SpongeBob, Dora und Diego unsere Kids.
An Bord der Norwegian Gem kann es also jederzeit passieren, dass einem ein dünnbeiniger Neon-Schwamm auf die Schulter tippt, um einen nach Bikini-Bottom zu entführen. Vorsicht! Wer NICHT auf Pyjama-Partys steht, bitte nicht buchen, denn da kommen Sie nicht drum herum. Ab November gibt es neuntägige Nick-Cruises in die Karibik. Bis Ende 2012 sollen alle Schiffe mit einem Familienprogramm ausgestattet werden.
Drei Tage ex Miami ab 259 Dollar
Disney Cruises
Ultimativen Familien-Spaß-Urlaub gibt's selbstverständlich auch bei Captain Mickey. An Bord der Disney Dream, Magic, Fantasy und Wonder werden tatsächlich Kinderträume wahr. Das Disney-Park-Flair wurde quasi aufs Wasser transplantiert: Es gibt heiße Rutschen, Fahrgeschäfte und animierte Meerestiere, die Ihren Kids zuhören, wenn Sie sich vielleicht gerade einfach nur relaxt auf der Liege mit Ihrem iPad austrecken möchten.
Bevorzugte Disney Cruises bisher den Heimathafen Port Canaveral, so legen die großen Cruiser dieses Jahr erstmals auch ex Miami ab. Die ersten Abfahrten Richtung Bahamas und westliche Karibik starten am 23. Dezember 2012. Die Zielports variieren – mit dabei sind natürlich die Klassiker Cozumel/Mexiko, Castaway Cay (Disneys Privatinsel auf den Bahamas), Key West und Grand Cayman.
Vier bis fünf Tage ex Miam iab 440 Dollar
www.disneycruise.disney.go.com
Carnival Cruises
Neu, bunt & laut: Die Carnival Breeze ist, nach der Carnival Magic (2011), das mo-dernste Exemplar der Carnival Dream Linie. Am 3. Juni 2012 startete die Breeze in ihre Jungfernsaison. Zunächst läuft sie im Mittelmeer warm, ab November sticht der 3.700-Passagier-Megaliner dann ex Miami zu sechs- und achttägigen Karibik-Kreuzfahrten in See. In 130.000 Tonnen gebettet, planscht man im Wasserpark »Waterworld« oder lässt sich im »Wolke 9«-Spa auf Topniveau verwöhnen.
Der »Red Frog Pub« sprüht vor guter Laune und besonders vor Kaltgetränken – Corona bestellen, das rockt (hier sind alle Bierflaschen aus Aluminium!). Es ist Seetag, da geht man in den »SkyCourse«-Hochseilgarten. Danach lecker Speisen beim Italiener »Cucina del Capitano« (sorry, aber der Kapitän bleibt auf der Hightech-Brücke ...) und dann ins bordeigene »5D Theater«.
Sechs Tage Kreuzfahrt »Östliche Karibik« ab rund 500 Dollar