Rege Bautätigkeit in Fort Lauderdales Zentrum (Foto: © Felix Mizioznikov)
Ebenso wie Miami und West Palm Beach verdankt auch Fort Lauderdale seine Existenz der vor 120 Jahren von Henry Flagler errichteten Eisenbahnstrecke. Im Unterschied zu den anderen beiden Städten, in denen schon bald große Resorts eröffnet wurden, hatte Fort Lauderdale jedoch zunächst vor allem die Funktion eines landwirtschaftlichen Verteilungszentrums für die umliegenden Farmen. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte entwickelte sich die Innenstadt zu einem Geschäftszentrum. Als in den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts immer mehr Menschen aus der Stadt in die Vorstädte zogen, erlebten die Geschäfte in der Downtown von Fort Lauderdale einen jähen Umsatzeinbruch. In der Folge wurden viele der Geschäftsgebäude abgerissen, sodass bald trostlose leere Flächen und Parkplätze das Bild des Stadtzentrums prägten. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, begann die Stadtverwaltung, leer stehende Grundstücke zu enteignen, um sie als Bauland für die Errichtung neuer öffentlicher oder privater Gebäude zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise entstanden Mitte der 80er-Jahre das neue Hauptgebäude der Stadtbibliothek sowie ein neues Haus für das Fort Lauderdale Art Museum. Anfang der 90er-Jahre folgten das neue Gebäude für das Museum of Discovery and Science und das Broward Center for the Performing Arts.
Die Aufwertung der Innenstadt durch die neu errichteten öffentlichen Gebäude rief dann schubweise private Investoren und Grundstücksentwickler auf den Plan. Zunächst entstanden Bürohochhäuser, in die vor allem Banken und Anwaltskanzleien einzogen. Parallel dazu eröffneten Einzelhandelsgeschäfte, die dafür sorgten, dass durch belebte Straßen ein urbanes Umfeld geschaffen wurde. Es folgten teils luxuriöse Apartmentkomplexe und das mittlerweile wieder geschlossene Einkaufscenter Las Olas Riverfront, das sich als schwere Bausünde erwies, da es aufgrund seiner schieren Größe wie eine Mauer wirkte, die das Stadtzentrum zerteilte. Die Rufe nach einer abermaligen Neuentwicklung der Innenstadt verhallten zunächst folgenlos, als die 2008 eingesetzte Wirtschaftskrise jegliche Bautätigkeit zum Stillstand brachte.
Nachdem die Wirtschaft Anfang der 2010er-Jahre begonnen hatte, sich allmählich wieder zu erholen, eröffneten in zuvor trist und ausgestorben wirkenden Innenstadtstraßen neue Restaurants, die sich zu Treffpunkten eines jungen, urbanen, hippen Publikums entwickelten. Gleich nebenan entstanden in ehemaligen Lagerhäusern Künstlerateliers und Kreativstudios. Mittlerweile hat sich Fort Lauderdales Downtown an der Uferfront des New Rivers laut einem Bericht des Miami Herald zur "jüngsten Boomtown der Region" entwickelt. Neben zahlreichen neuen Restaurants, Bars und Hotels gibt es eine Flut von Wohnbauprojekten und erstmals seit anderthalb Jahrzehnten auch Pläne für neue Bürotürme. Zudem wird es die neue private Schnellbahnlinie Brightline schon bald möglich machen, innerhalb von 30 Minuten von der Innenstadt Fort Lauderdales ins Zentrum von Miami oder West Palm Beach zu gelangen. Eine weitere, lange geplante Verbindung des öffentlichen Nahverkehrs, die in naher Zukunft endlich fertiggestellt werden soll, ist die entlang des Broward Boulevards verlaufende Straßenbahnline Wave. Da jüngste Kostenschätzungen deutlich höher ausfallen als die ursprünglich veranschlagten 195 Millionen Dollar, könnte sich der für 2018 geplante Baubeginn aber weiter verzögern. Darüber hinaus wird auch der populäre Strand von Fort Lauderdale derzeit einer Verjüngungskur unterzogen.
Zu den bedeutendsten Bauprojekten in Fort Lauderdale, die bereits fertiggestellt, derzeit im Bau, von der Stadtverwaltung genehmigt sind oder noch geprüft werden, zählt der direkt am Fluss gelegene, 272-stöckige Luxus-Mietapartmentturm Icon Las Olas, der im Oktober eröffnete. Noch etwas höher als der Icon wird der rund 152 Meter hohe Wohnturm 100 Las Olas, der neben 120 Eigentumswohnungen für Preise zwischen 800.000 und 2,27 Millionen Dollar auch ein Hotel und eine Restaurant beherbergen soll. Der Baukomplex X Las Olas, der auf dem ehemaligen Las-Olas-Riverfront-Festgelände am Las Olas Boulevard errichtet wird, umfasst unter anderem zwei Apartmenttürme mit insgesamt 1200 Wohneinheiten, darunter auch kleinere Wohnungen zu Mieten, die sich auch jüngere Leute mit noch nicht so hohem Einkommen leisten können sollen. Zwei weitere 30-stöckige Hochhäuser mit Apartments, Büros und Geschäften entstehen im Rahmen der sogenannten FAT City in der North Andrews Avenue im Herzen des Flagler Villages. Pläne für zwei Türme mit Büros und Geschäften gibt es auch für ein Grundstück, das früher vom Broward College genutzt wurde.
Auf diese Weise hat sich das Zentrum Fort Lauderdales zu einem dichten, urbanen, fußläufigen Ort entwickelt, was in der ansonsten eher ausgedehnten, auf den Autoverkehr ausgerichteten Stadt ebenso wie im gesamten County eine ziemliche Seltenheit darstellt. Die Kehrseite davon liegt allerdings in einer infolge der steigenden Mieten einsetzenden Gentrifizierung, die etwa im Flagler Village zu beobachten sei, wie Josh Miller, der Leiter der in der Downtown von Fort Lauderdale ansässigen Werbeagentur C&I Studios, in einem Gespräch mit dem Miami Herald ausführt. Demgegenüber verweist Jenni Morejon, die Direktorin von Fort Lauderdales Stadtzentrumsentwicklungsbehörde, allerdings darauf, dass insbesondere im Flagler Village neue Wohnungen entstanden seien, die sich mit ihren moderateren Mietpreisen speziell an Millennials richteten. Wie lange dies noch der Fall sein wird, ist angesichts der rasanten Umgestaltung des Zentrums von Fort Lauderdale aber eine schwer zu beantwortende Frage.