"Avis Gloriae Et Lavdis MMXVI" von Sheila Berger (Foto: © Florida Keys Council of the Arts)
Der insgesamt rund 130 Kilometer lange Florida Keys Sculpture Trail, der sich zum größten Teil entlang des Overseas Highway erstreckt, beginnt in Islamorada mit Shiho Satos Steinfigurengruppe "Fragments", die noch in diesem Sommer aufgebaut werden soll. (Leider konnte bis Redaktionsschluss nicht bestätigt werden, ob die Skulptur bereits aufgestellt wurde. Wer die komplette Skulpturenroute abfahren will, sollte daher sicherheitshalber vorab beim örtlichen Tourismusbüro nachfragen.) Nicht weit davon entfernt reckt sich Sarah Thompson Moores turmartige Metallkonstruktion "Everything Between" in den Himmel. Ebenfalls noch in diesem Sommer soll James Mikhel Emersons rote Pyramide "Bridge" in den Islamorada Gardens installiert werden.
Die nächste Station des Skulpturenwegs befindet sich in Marathon, wo Aaron Bells Werk "Stand Tall, Stand Loud", ein kopfloser stählerner Mann, über dem eine Schlinge schwebt, die Besucher zum Nachdenken anregt. Nach Aussage des afroamerikanischen Künstlers Bell richtet sich sein Werk gegen Hass und Bigotterie. Unterhalb der Figur ist auf einer Tafel ein Zitat von Martin Luther King jr. eingraviert: "Unsere Leben werden an dem Tag enden, an dem wir aufhören, über die Dinge zu reden, die wirklich zählen."
Weiter Richtung Westen stößt man auf die Skulptur "Everyone Breaks" der afroamerikanischen Künstlerin Tanda Francis: zwei nebeneinander an Stahlstäben befestigte Köpfe afrikanischstämmiger Menschen, die wie Totenmasken wirken, zugleich aber auch Ruhe und Stolz ausstrahlen. Entgegen dem Titel verbindet Francis mit ihrem Werk, zu dem sie laut den Miami New Times von aus dem 13. Jahrhundert stammenden Skulpturen des westafrikanischen Volks der Yoruba inspiriert wurde, eine durchaus hoffnungsvolle Botschaft: Zwar werde jeder irgendwann einmal aufgrund persönlicher Enttäuschungen einen Bruch erleben, ebenso wie die afrikanische Diaspora infolge ihrer erzwungenen Migration viel Schmerz und Verlust erfahren habe. Gleichwohl sei es möglich, zu überleben und dadurch letztlich stärker und schöner zu werden.
Eine drittes bei Marathon errichtetes Kunstwerk ist "Leaves of Grass" von Markus Rudolph Holtby, eine abstrakte Skulptur aus Holzbrettern und gebogenem Stahl. Den Namen des Werks entlieh der Künstler von einem berühmten Gedichtzyklus des US-amerikanischen Lyrikers Walt Whitman. Wie im Fall der Grashalme, die laut Whitman bereits als einzelne Objekte Schönheit besitzen und zusammen ein wunderschönes Ganzes bilden, besteht auch Holtbys Skulptur aus klar voneinander abgrenzbaren Elementen, die ihrerseits Teile eines Schönheit ausstrahlenden Ganzen sind.
An der Cunningham Lane in Big Pine Key steht der schmale, aus Stahl gefertigte "Wind Tower", bei dem es sich um ein Gemeinschaftswerk aller an der Ausstellung beteiligten Künstler handelt. Zwei weitere Kunstwerke sind schließlich auf dem Key West International Airport zu bewundern: Sheila Bergers riesiger stählerner Vogel mit dem Titel "Avis Gloriae Et Lavdis MMXVI" ("Vogel des Ruhms und Lobs 2016") begrüßt dort die ankommenden und abreisenden Besucher. Ein zweites Objekt von Berger ist "Nature Eternal", ein stählerner Baum mit sich bewegender silberner Blätterkrone.
Wie Curbed Miami ausführt, handelt es sich bei allen Künstlern um Mitglieder der Art Students League of New York. Sieben der Arbeiten waren ursprünglich im Rahmen des Programms "Model to Monument" im New Yorker Riverside Park ausgestellt worden. Dort wurden sie 2016 von den beiden wohlhabenden, aus Key West stammenden Philantropen John Padget und Jacob Dekker entdeckt, in denen daraufhin die Idee reifte, die Kunstwerke auf die Florida Keys zu bringen. In einer gemeinsamen Anstrengung des Monroe County Board of County Commissioners, des Art in Public Places Committee des Monroe Countys sowie des Florida Keys Council of the Arts und seiner geschäftsführenden Direktorin Elizabeth Young wurde dieses Vorhaben schließlich in die Tat umgesetzt und der Florida Keys Sculpture Trail aus der Taufe gehoben. Während die Finanzierung von Padget und Dekker übernommen wurde, bestand die größte Herausforderung für die öffentlichen Institutionen darin, passende Standorte für die Kunstwerke zu finden, an denen die Besucher sie gut mit dem Auto erreichen können und sie die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigen.