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Ca’ d’Zan, John and Marble Ringling Museum
Der Ca’ d’Zan, John und Mable Ringlings ehemaliges Wohnhaus, ist heute Herzstück des nach seinen Erbauern benannten Museums. (Foto © Madhu Koneru/Shutterstock.com)
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Gamble Mansion
Das Gamble Mansion in Ellenton erinnert an eines der dunkelsten Kapitel der amerikanischen Geschichte. (Foto © Joseph Sohm/Shutterstock.com)
Die Wochenzeitung Naples Florida Weekly hat eine Liste von sechs historischen Wohngebäuden im Sunshine State zusammengestellt, die nach Auffassung des Magazins jeder Floridianer wenigstens einmal besuchen sollte. Interessant sind sie aber sicherlich nicht nur für Lokalpatrioten, sondern auch für viele Florida-Besucher, die sich neben Sonnenbaden und Entertainment auch für Kultur und Geschichte interessieren.
Gamble Mansion, Ellenton
Das Judah P. Benjamin Confederate Memorial im Gamble Plantation Historic State Park ist nicht nur aufgrund seines heutigen Namens eng mit einem dunklen Kapitel der Geschichte der USA und speziell der Südstaaten verknüpft. Judah Philip Benjamin fungierte während des Amerikanischen Bürgerkriegs 1961 bis 65 nacheinander als Justiz-, Kriegs- und Außenminister der Konföderierten Staaten von Amerika, die die Sklaverei unbedingt beibehalten wollten und deshalb 1961 ihre Abspaltung von den USA erklärten. Nach der Kapitulation der Konföderierten floh Benjamin, der von der US-Regierung beschuldigt wurde, für die Ermordung Präsident Abraham Lincolns im April 1865 verantwortlich zu sein, vor den Bundestruppen und fand im Mai einige Zeit im Gamble House Unterschlupf, ehe er ein Schiff Richtung England bestieg und so seinen Verfolgern entkam.
Bei dem Bauwerk selbst, das der Zuckerplantagenbesitzer Major Robert Gamble junior in den 1840er-Jahren errichten ließ, handelt es sich um das einzige noch erhaltene Plantagenhaus aus der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg in Südflorida. Seine Erbauer waren zum größten Teil Sklaven. Nachdem Naturkatastrophen und fallende Zuckerpreise Gamble 1856 in den Ruin getrieben hatten, sah er sich zur Veräußerung des Anwesens gezwungen. Von den über 200 auf seiner Plantage schuftenden Sklaven wurde der Großteil nach Louisiana verkauft.
1925 erwarben die United Daughters of the Confederacy (UDC) – eine Organisation weiblicher Nachkommen konföderierter Soldaten, die die Überlegenheit der "weißen Rasse" propagiert – das Haus, um es vor dem Abriss zu bewahren, und übergaben es dem floridianischen Staat, damit dieser es als Baudenkmal zum Gedenken an Judah Benjamin erhielt. Bis heute beherbergt es das Hauptquartier der floridianischen Sektion der Organisation. Im Übrigen steht das mit 18 großen Säulen zur Abstützung von Dächern und Veranda im sogenannten Greek-Revival-Stil gestaltete Gebäude Besuchern offen, die dort einen Eindruck davon bekommen können, wie ein erfolgreicher Plantagenbesitzer Mitte des 19. Jahrhunderts lebte, während jene, denen er seinen Wohlstand verdankte, unter Bedingungen vegetieren mussten, die sich heute wohl kein Florida-Fan mehr vorstellen mag.
Ca’ d’Zan (John & Mable Ringling Museum of Art), Sarasota
Nachdem sie mit ihrem berühmten Zirkus ausgiebig durch Europa getourt waren und dabei neben Artisten und Nummern für ihre Shows auch zahlreiche Kunstwerke eingekauft hatten, bauten sich John und Mable Ringling Mitte der 1920er-Jahre in Sarasota eine neue Winterresidenz im Stil eines venezianischen Palazzos. Obwohl es Berichten zufolge Mable war, die jedes Detail der Konstruktion überwachte, erhielt das neue Domizil den Namen Ca’ d’Zan, was im venezianischen Dialekt "Johns Haus" bedeutet. Nach seinem Tod 1936 hinterließ John Ringling das Haus dem floridianischen Staat. Nachdem es 1946 erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war, kümmert dieser sich allerdings in den folgenden Jahrzehnten kaum um die Instandhaltung des Gebäudes, ehe es schließlich Anfang der 2000er-Jahre für 15 Millionen Dollar einer grundlegenden Restaurierung unterzogen wurde. Besucher des Palastes können in die private Welt der Ringlings eintauchen und in den angrenzenden Galerien ihre umfangreiche Kunstsammlung bewundern, die neben 600 Gemälden alter Meister wie Peter Paul Rubens auch rund 2800 alte griechische, römische und zypriotische Kunstobjekte umfasst. Daneben gibt es auch noch ein Zirkusmuseum. Wer den Palast besuchen in nächster Zeit möchte, sollte sich allerdings etwas beeilen: Ab dem 6. September bleibt er aufgrund der Restaurierung der dortigen Orgel für unbestimmte Zeit geschlossen.
Edison and Ford Winter Estates, Fort Myers
Weit weniger glamourös als der Palast der Ringlings, aber auf ihre Weise ebenfalls ein interessantes Ausflugsziel sind die Winterresidenzen Thomas Edisons und Henry Fords in Fort Myers. Der Erfinder Thomas Edison ließ in der damals noch weitgehend aus Wildnis bestehenden Gegend am Caloosahatchee River 1885 sein Haus errichten; rund 30 Jahre später kaufte sein Freund, der Autobauer Henry Ford, das Nachbargrundstück und ließ sich dort seinerseits ein Winterquartier erbauen. Seit 1947 gehört das Edison-Haus der Stadt Fort Myers, die 1988 auch das Ford-Haus erwarb. Neben den Wohnhäusern können Besucher auch Edisons Labor sowie das neu errichtete Edison Ford Museum und natürlich den von Thomas Edison angelegten Garten besichtigen, in dem der Erfinder Pflanzen anbaute, die ihm Materialien für seine verschiedenen Projekte lieferten – wie etwa Bambusfasern, die er als Glühfäden in seinen Lampen verwendete.
Villa Vizcaya, Miami
In den Jahren 1914 bis 22 ließ der reiche Kunstsammler James Deering, Sohn des Landmaschinenherstellers William Deering, sich in Miamis Stadtteil Coconut Grove ein schlossartiges Domizil im Stil einer norditalienischen Villa der Renaissance errichten. Der Name Villa Vizcaya rührt von der spanischen Bezeichnung der baskischen Provinz Bizkaia und dem dort verlaufenden Golf von Biskaya im Atlantik her, nach dem wiederum die Biscayne Bay in Florida benannt wurde. Die Liebe zum Detail bei der Gestaltung der historisierenden Fassade und der Innenarchitektur ging einher mit dem Einbau modernster Technik, die von Fahrstühlen über eine Telefonzentrale bis hin zu einem Zentralstaubsaugersystem reichte. Bei der Gestaltung der einzelnen Räume des Hauses ließen sich Deering und sein Designer Paul Chalfin von verschiedenen italienischen Städten wie Mailand, Palermo und Venedig inspirieren. Für die umliegenden Gärten dienten ebenfalls jene von italienischen Renaissance-Villen als Vorbilder. Bereits ab 1923 öffnete Deering die Gärten an Sonntagen für jedermann, wobei er seine Besucher neugierig von seinem Balkon aus beobachtete. Nach seinem Tod 1925 wurde das Anwesen von seinen Erben an das Miami-Dade County verkauft, das daraus ein Museum machte. Neben der Villa gibt es noch elf weitere Gebäude, die das sogenannte Vizcaya Village bilden, das neben Unterkünften für die Angestellten, Arbeitsräumen und Scheunen auch Gewächshäuser und Felder für den Anbau von Früchten, Gemüsen und Blumen umfasste. Derzeit wird dieses Dorf renoviert; die Wiedereröffnung ist für nächstes Jahr geplant.
Hemingway Home & Museum, Key West
1931 kaufte der berühmte Schriftsteller Ernest Hemingway gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau Pauline auf Key West mit dem Geld ihres Onkels Gus ein Wohnhaus mit einem großen Garten, das 1851 im französischen Kolonialstil erbaut worden war. Zusammen mit den gemeinsamen Söhnen Patrick und Gregory sowie zahlreichen Katzen, deren Nachkommen zum Teil noch heute das Grundstück bevölkern, lebte das Paar hier rund neun Jahre lang. Seit 1964 ist es ein privates Museum, in dem man auf den Spuren des trinkfreudigen Nobelpreisträgers wandeln kann.
Henry Morrison Flagler Museum, Palm Beach
1902 ließ der Erdöl- und Eisenbahnbaron Henry Morrison Flager als Hochzeitsgeschenk für seine dritte Ehefrau Mary Lily Kenan in Palm Beach ein riesiges Winterdomizil im Beaux-Arts-Stil errichten, das den Namen Whitehall erhielt. Nach Flaglers Tod 1913 wurde der prächtige Marmorpalast zum Hauptgebäude eines Hotels. 1959 drohte sein Abriss, doch Flaglers Enkelin Jean Flagler Matthews gelang es, genügend Geld zu sammeln, um das Haus zu erhalten und in ein Museum umzuwandeln, in dem neben dem originalen Interieur und wechselnden Ausstellungen zur Epoche des Gilded Age auch der private Schienenbus des berühmten Unternehmers zu bewundern ist.
Weitere historische Gebäude, die einen Besuch wert sind, werden auf der Website von Naples Florida Weekly vorgestellt.