Raumfähre Crew Dragon
Illustration der Raumfähre Crew Dragon beim Andocken an die ISS (Foto © NASA/Fotograf SpaceX)
Die Raumfähre Crew Dragon dockte am 31. Mai an die Internationale Raumstation an, wo die beiden Astronauten Doug Hurley und Robert Behnken sich nun einige Monate aufhalten und wissenschaftlichen Experimenten widmen werden. Seit neun Jahren startete damit erstmals wieder eine bemannte US-amerikanische Weltraumexpedition von den Vereinigten Staaten aus ins All. Seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms 2011 mit dem letzten Flug der Raumfähre "Atlantis" – der ebenfalls von Doug Hurley geleitet worden war – hatte die NASA ihre Astronauten von russischen Sojus-Kapseln zur seit November 2000 permanent besetzten ISS bringen lassen. Wie das Magazin "Discover" schreibt, haben die USA in die seit 1998 im Bau befindliche Raumstation, an der neben Russland und den USA auch die europäische Weltraumagentur ESA sowie Kanada und Japan beteiligt sind, schätzungsweise 200 Milliarden Dollar an Steuermitteln investiert.
Rund 10 Millionen Menschen verfolgten den Start der Crew Dragon live über verschiedene Fernsehsender und das Internet. Während allerdings 2019 anlässlich des unbemannten Demonstrationsflugs der Raumfähre über 100.000 Schaulustige ans Cape Canaveral gereist waren, blieb die Zuschauerzahl vor Ort angesichts der mit der Corona-Pandemie verbundenen Social-Distancing-Richtlinien diesmal deutlich kleiner, was aber der Begeisterung beim geglückten Start keinen Abbruch tat. Die Abflugstelle der Crew Dragon war dieselbe, von der auch die Apollo-Missionen und die Space-Shuttle-Flüge in den Orbit gestartet waren.
Noch in einer weiteren Hinsicht schrieb der Start der SpaceX-Fähre Raumfahrtgeschichte: Nachdem die Trägerraketen der Crew Dragon den nötigen Schub für den Flug ins All verliehen hatten, landeten sie unversehrt wieder auf dem Boden nahe der Abflugstelle und wurden eingesammelt, um bei einem künftigen Start erneut verwendet zu werden. Diese Wiederverwendbarkeit stellt laut "Discover" das Schlüsselmerkmal dar, das die von SpaceX entwickelte Raketentechnik kostengünstiger als alle bisher verwendeten Techniken macht. Zugleich wird dadurch nicht mehr das Meer als Schrottplatz für gebrauchte Raketenteile missbraucht. Die letzte Nagelprobe für die Crew Dragon wird der Rückflug der Astronauten sein, bei dem die Raumkapsel zunächst die starke Hitzeentwicklung beim Eintritt in die Erdatmosphäre heil überstehen muss, um dann ihre Geschwindigkeit zur sicheren Landung auf der Erde mit mehreren Fallschirmen weiter abzubremsen.
Die von dem südafrikanischstämmigen Unternehmer Elon Musk 2002 gegründete Firma SpaceX brachte 2008 mit der Falcon 1 als erste private Firma einen Satelliten ins All; 2010 schoss sie mit der Falcon 9 die erste wiederverwendbare Rakete in den Weltraum. Angesichts der stetigen Zunahme erfolgreicher Raketenstarts wurde sie zu einem immer wichtigeren Vertragspartner der NASA. Diese verfolgt seit einigen Jahren die Strategie, Transporte ins All an andere Unternehmen auszulagern, um auf diese Weise ihre eigenen Ressourcen auf andere Ziele wie etwa Missionen in weiter entfernte Regionen des Weltraums konzentrieren zu können. Elon Musks eigene Pläne gehen allerdings ebenfalls weit über die Flüge zur ISS hinaus: Neben bezahlbaren Weltraumflügen für Privatleute träumt er seit jeher davon, dereinst Raumfähren zum Mars zu schicken.
Neben der Arbeit für die NASA, mit der bereits sechs weitere Crew-Dragon-Flüge vereinbart wurden, befindet sich SpaceX bereits in Gesprächen mit Weltraumtourismusunternehmen. Die Raumfähren bieten Platz für vier NASA-Astronauten oder sieben Touristen. Der Schauspieler Tom Cruise könnte zu den ersten Nicht-Astronauten zählen, die mit einer von ihnen ins All starten: SpaceX und NASA befinden sich dem Vernehmen nach bereits in Gesprächen über ein Filmprojekt, das im Weltraum gedreht werden soll.