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Deutsche in Südwestflorida: Statt Siemens oder SAP eher Betriebe und Unternehmen kleinerer Größe (Foto: © Ianov Kalinin)
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Monika Kallis (zweite von links) mit Mitarbeitern (Foto: © Dirk Rheker)
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Bettina Scherf, Carsten Sturm (Foto: © Europe-American Aviation)
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Jörg »Sashy« Zachmann mit Gattin Stephanie (Foto: © Dirk Rheker)
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Ingrid Jovanovic (Foto: © Dirk Rheker)
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Herbert Baum (zweiter von links) und sein Team (Foto: © Michelangelo Homes)
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Gabriele Charity und Rüdiger Weiss (Foto: © Charity Weiss Realty)
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Peter und Holger Baron (Foto: © Dirk Rheker)
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Reinhold Schmieding (Foto: © Arthrex Inc.)
Sonne, Strand, strahlend schönes Wetter – für die meisten Europäer symbolisiert Florida den Traum vom entspannten Urlaub, von Palmwedeln, die sanft in der Brise wehen, vom Baden im türkisfarbenen Wasser des Atlantiks und Golfs von Mexiko. Müßiggang und Erholung eben.
Für andere Menschen ist der Sunshine State aber mehr als »nur« Destination für die schönsten Wochen des Jahres. Für sie ist Florida neuer Lebensmittelpunkt – und im besten Fall so etwas wie neue Heimat. Viele kommen, um ihren Lebensabend in der Sonne zu verbringen. Andere werden von ihren Arbeitgebern zeitlich begrenzt hierhergeschickt. Etwa 250 deutsche Firmen haben sich hier niedergelassen, die großen Konzerne zumeist in Südflorida an der Atlantikküste.
In Südwestflorida dagegen machen Existenzgründer die Mehrzahl der deutschsprachigen Unternehmer aus. »Die Betriebe sind tendenziell eher kleiner, inhabergeführt und besetzen mit ihren Produkten und Angeboten spezifische Nischen«, sagt Rainer N. Filthaut, Präsident der hiesigen German-American Business Chamber. Will sagen: Statt Siemens oder SAP findet man in Südwestflorida vor allem Klein- und Kleinstunternehmen mit deutschsprachigen Besitzern – vom örtlichen Metzgermeister über den Immobilienmakler mit vornehmlich deutscher Klientel bis hin zum Handwerker, der sich mit seiner Qualitätsarbeit »Marke Germany« gegen einheimische Konkurrenz behauptet.
»Viele Deutsche kommen nach Südwestflorida mit einer soliden Ausbildung, einem vernünftigen Geschäftsplan und dem Willen, sich durch die oft schwierige Anfangsphase zu kämpfen«, berichtet Rainer Filthaut. »Insofern stehen ihre Chancen gar nicht schlecht, sich hier durchzusetzen.«
Natürlich hat die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre auch das Leben deutscher Unternehmer zwischen Sarasota und Naples nicht einfacher gemacht. Und nicht jeder gut gemeinte Geschäftsplan erweist sich am Ende als Erfolg versprechend. »Wir haben schon viele Europäer kommen sehen, die am Ende mit der amerikanischen Geschäftsmentalität nicht zurechtkamen«, weiß Filthaut.
Dass die Rahmenbedingungen aber grundsätzlich stimmen, bestätigt Herbert Baum, Gründer von Michelangelo Homes aus Bonita Springs. »Insbesondere die Unterstützung durch die lokalen Behörden bietet ausgezeichnete Möglichkeiten, vor allem im Bereich der Immobilienwirtschaft«, findet der Münchner Unternehmer, der seit nunmehr fünf Jahren mit seiner Baufirma luxuriöse Villen in Südwestflorida errichtet.
Tammie Nemecek ist die Chefin des »Economic Development Council of Collier County«. Die Organisation hilft bei der Ansiedlung neuer Unternehmen im Landkreis Collier. »Für die Entwicklung unserer Region waren vor allem der Ausbau der Autobahn I-75 und der neue Southwest Florida International Airport von größter Bedeutung«, so die Funktionärin. Tatsächlich war die Aufnahme von Direktflügen von Düsseldorf nach Fort Myers im Jahr 1993 für die deutsche Community in Südwestflorida ein wichtiger Meilenstein. »Ohne diese wären wohl kaum so viele Deutsche gekommen«, glaubt Robert Ball, Chef der Lee County Port Authority, dem Betreiber des Airports (siehe Interview oben). Und auch für die vielen deutschen Unternehmen in der Region ist der Flughafen ein entscheidender Faktor. »Etwa 50 Prozent unserer Flugschüler kommen aus Europa«, sagt Carsten Sturm, Präsident der Flugschule Europe-American Aviation in Naples. »Für die ist es wichtig, eine bequeme Verbindung in die Heimat zu haben.«
Die hohe Dichte an Deutschen, Österreichern und Schweizern ist natürlich für jene Unternehmen unabdingbar, die sich auf eine deutschsprachige Klientel spezialisiert haben, Immobilienmakler zum Beispiel. Hartmut O. E. Meins war mit seiner BMI
International in Cape Coral schon früh in Südwestflorida vertreten. »Natürlich ergibt sich irgendwann eine gewisse Dynamik, die sich selbst verstärkt«, sagt der gebürtige Hamburger. Und meint damit: Hat sich erst einmal eine auf deutsche Kunden ausgerichtete Infrastruktur von Maklern, Immobilienverwaltern, Anwälten, Steuerberatern, Metzgern, Bäckern und Gastronomen etabliert, steigert das die Anziehung auf manche daheim, die sich sonst nicht trauen würden, ein Ferienhaus in Florida zu erwerben oder ganz hierher zu ziehen.
Für Reinhold Schmieding, Chef der weltweit operierenden Medizintechnikfirma Arthrex, waren es mehrere Gründe, 1991 das Hauptquartier von München nach Naples zu verlagern: die bestehende Infrastruktur, Produkte problemlos in alle Welt verschicken zu können, stabile Steuerstrukturen und ein unternehmerfreundliches Umfeld sowie nicht zuletzt die beneidenswerte Lebensqualität von Südwestflorida. »Das macht es uns natürlich auch leichter, hoch qualifizierte Mitarbeiter anzuwerben«, erklärt der Erfolgsunternehmer.
Keine Frage: Südwestflorida ist in den vergan-genen Jahren ein gutes Pflaster für findige Unter-nehmer aus deutschsprachigen Ländern gewesen. Die relative Leichtigkeit, mit der man hier eine Firma gründen kann, sowie die hiesige Begeisterung für Risikofreude – daraus entsteht ein attraktiver Mix für Existenzgründer.
Europe-American Aviation
»Angesichts des günstigen Dollarkurses kann man hier heute Urlaub machen und den Flugschein erwerben – ein riesiger Standortvorteil!« Carsten Sturm
Im Jahr 2001 entschieden sich Carsten Sturm und seine Ehefrau Bettina Scherf, beide erfolgreiche Manager in großen Konzernen, nach Florida überzusiedeln und ihren Traum zu verwirklichen: den Betrieb einer eigenen Flugschule. Geflogen wird heute mit modernstem Gerät: Diamond Aircrafts aus Österreich. Elf Flugzeuge hat Europe-American Aviation im Einsatz, von der kleinen einmotorigen »DA-20 C1 Eclipse« bis hin zur viersitzigen »Diamond DA-42 TwinStar«. www.skystead.com
Bettina Scherf, Carsten Sturm
(Foto: © Europe-American Aviation)
Sashy Hairdesign Club
»Naples ist zwar nicht Miami – aber die Kundinnen hier in Südwestflorida sind experimentierfreudiger, als man denkt.« Jörg »Sashy« Zachmann
Sashy, mit bürgerlichem Namen Jörg Zachmann, hat sich viel vorgenommen im Sunshine State. »Ich will die europäische Styling-Philosophie nach Amerika bringen«, sagt der Coiffeur, der schon die Haare der Models von Yves Saint Laurent und Revlon verschönte. Seit über einem Jahr ist der gebürtige Nürnberger mit einem eigenen Salon in Naples ansässig – und eine feste Stammkundschaft schwört bereits auf den Haarkünstler. www.sashyhairdesignclub.com
Jörg »Sashy« Zachmann mit Gattin Stephanie
(Foto: © Dirk Rheker)
Michelangelo Homes
»Südwestflorida, speziell die Region von Naples bis Cape Coral, bietet hervorragende Möglichkeiten für Unternehmer, sich zu entfalten und an dem starken Wachstum teilzuhaben.« Herbert Baum
Das Bauunternehmen Michelangelo Homes will laut Gründer Herbert Baum »die traditionelle Kunstfertigkeit der Alten Welt mit den Errungenschaften der Neuzeit« verbinden. Seit 2005 in Bonita Springs ansässig, wurden dem Unternehmen bereits der »Aurora Award«, die renommierte Auszeichnung der Vereinigung der Baufirmen im Südosten Floridas, verliehen. www.michelangelohomes.com
Herbert Baum (zweiter von links) und sein Team
(Foto: © Michelangelo Homes)
Kallis European Specialties
»Natürlich sind viele unserer Kunden hier in Südwestflorida lebende Europäer. Aber auch Amerikaner lieben unsere Produkte.« Monika Kallis
Das deutsche Fleischerfachgeschäft ist schon seit über 25 Jahren in Port Charlotte ansässig. Hier gibt's Schnitzel, Rouladen, Steaks – über 100 verschiedene Fleisch-, Wurst- und Schinkensorten sowie viele heimatliche Spezialitäten. Alle Produkte stellt Metzgermeister Manfred Kallis nach original deutscher Art her, während Ehefrau Monika mit ihren zehn Mitarbeitern vorne im Laden wirbelt.
Monika Kallis (zweite von links) mit Mitarbeitern
Foto: © Dirk Rheker)
Charity & Weiss International Realty
»Südwestflorida verbindet Luxus und Natur auf einzigartige Weise. Als Unternehmer sind wir in einem der schönsten Landstriche dieser Welt tätig.« Gabriele Charity
Seit 2006 bieten die langjährigen Immobilien-Profis Gabriele Charity und Rüdiger Weiss gemeinsam ein »Rundum-Paket« für europäische und amerikanische Kunden an – als Makler, Vermieter und Hausverwalter vor allem von Ferienimmobilien. Fünf Mitarbeiter beschäftigt das dynamische Duo mit Wurzeln in München und Hamburg inzwischen am Firmensitz in Sarasota. www.realtyinsarasota.com
Gabriele Charity und Rüdiger Weiss
(Foto: © Charity Weiss Realty)
Herbeau Creations
»Tolles Wetter, ganzjährige Freizeitmöglichkeiten und ein unternehmerfreundliches Klima – ein idealer Platz zum Leben und Arbeiten.« Holger Baron
Die französische Firma Herbeau fertigt seit 1857 Bade- und Küchenarmaturen in kaum veränderter Form an, die Fayencen werden im Stil des französischen 18. Jahrhunderts gefertigt. Seit 1992 beliefern Holger Baron und seine 14 Mitarbeiter von Naples aus den nordamerikanischen Markt mit den edlen Produkten. Mit Erfolg: Inzwischen residiert das Unternehmen in einem fast 2.000 Quadratmeter großen Gebäude nahe des örtlichen Flughafens. www.herbeau.com
Peter und Holger Baron
(Foto: © Dirk Rheker)
Arthrex
»Naples ist für meine Familie und meine Mitarbeiter ein überaus attraktiver Standort. Die Lebensqualität erleichtert es uns, hoch qualifiziertes Personal
anzuwerben.« Reinhold Schmieding
Seit der Gründung im Jahr 1984 hat sich Arthrex auf die Herstellung von Produkten für die orthopädische Chirurgie und Traumatologie spezialisiert. Allein in Naples, in das Firmengründer Reinhold Schmieding 1991 das Hauptquartier von München verlegte, beschäftigt das Unternehmen fast 1.000 Mitarbeiter. Mit Filialen auf der ganzen Welt avancierte Arthrex inzwischen zum »Global Player«. www.arthrex.com
Reinhold Schmieding
(Foto: © Arthrex Inc.)
Kilwin's
»Als Unternehmerin bietet mir Südwestflorida endlose Möglichkeiten. Als Nächstes will ich das Catering für Hotels oder andere Events weiter ausbauen.« Ingrid Jovanovic
Ingrid Jovanovic kannte Florida von unzähligen Urlauben. Vor drei Jahren entschloss sich die Deutsche zu einem mutigen Neubeginn im Sunshine State. Das ist ihr gelungen: Heute ist sie stolze Geschäftsfrau, Chefin von zehn Angestellten und versüßt in ihrer Kilwin's-Filiale im Gulf Coast Town Center von Fort Myers ihren Kunden das Leben mit Leckereien, die vor Ort in der Filiale hergestellt werden. www.kilwins.com
Ingrid Jovanovic
(Foto: © Dirk Rheker)