Auch in Florida werden die Auswirkungen des Brexit zu spüren sein. (Foto: © gkuna)
Nach der Bekanntgabe des Referendumsergebnisses stürzte der Wechselkurs des Britischen Pfunds zum Dollar in einer ersten heftigen Schockreaktion auf den niedrigsten Stand seit 31 Jahren ab. Allgemein wird damit gerechnet, dass die britische Währung zumindest fürs Erste ihr altes Niveau nicht mehr erreichen wird. Gleichwohl erwarten Experten und Geschäftstreibende nur bedingt negative und zum Teil sogar positive Folgen für die Wirtschaft Floridas.
Sean Snaith, Ökonom an der University of Central Florida glaubt, laut dem Orlando Sentinel, dass infolge der Verteuerung des Dollars der Tourismus aus Großbritannien auf kurze Sicht zurückgehen könnte. 2015 stellte Grossbritannien mit über 1,6 Millionen Besuchern noch die zweitgrößte Touristenzahl in Florida – nach Kanada und vor Deutschland.
In der Immobilienbranche bestehen je nach Region unterschiedliche Erwartungen: Linda Roberts, Maklerin in Naples und gebürtige Britin, die viele britische Kunden hat, zeigte sich gegenüber den Naples Daily News überzeugt, dass der Brexit ihr Geschäft in Mitleidenschaft ziehen werde. Dagegen rechnen Immobilienmakler in Tampa Bay, wo die Briten wiederum nach den Kanadiern bisher die zweitgrößte Gruppe ausländischer Hauskäufer stellten, angesichts der generell sehr großen Nachfrage nicht damit, dass sich der Rückgang der Kaufkraft von Interessenten aus Großbritannien besonders bemerkbar macht.
Für Firmen, die zum großen Teil auf den Export angewiesen sind, stellt die Aufwertung des Dollars allerdings ein ernstes Problem dar. Wie Grant Petersen, Chairman des British-American Business Councils der Tampa Bay, der Tampa Bay Times sagte, zeigen sich zudem viele Unternehmen, die im Vereinigten Königreich Niederlassungen eröffnet haben, um auf diese Weise Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu haben, vom Ausgang des Referendums enttäuscht.
Auf der anderen Seite weist Jerry Parrish, Chefökonom der Florida Chamber Foundation, in derselben Zeitung darauf hin, dass zugleich die Importe aus Großbritannien, die immerhin beim Doppelten der Exporte liegen, billiger würden. Ein ähnlicher positiver Effekt für die Importwirtschaft werde sich, da vermutlich auch der Euro an Wert verlieren werde, im Hinblick auf den Euroraum ergeben, aus dem 2015 etwa 23 Prozent der gesamten Importe Floridas stammten.
Nach der Auffassung Sam Mandelbaums, Anwalt für internationales Wirtschaftsrecht aus Tampa, kann die Loslösung Großbritanniens von der EU die Geschäfte zwischen US-amerikanischen und britischen Unternehmen sogar vereinfachen, da EU-Regelungen dann keine Rolle mehr spielten. Andere Fachleute verweisen darauf, dass die US-Notenbank angesichts eines starken Dollars die Zinsen aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin nicht erhöhen werde, was gut für die Wirtschaft sei.
Negative Auswirkungen kann der Brexit gemäß Andrew Hill, Vermögensberater aus Naples, dagegen auf die Aktienentwicklung großer US-amerikanischer Unternehmen wie etwa globaler Pharmakonzerne haben, wenn diese in Zukunft für ihre Produkte in Großbritannien eine gesonderte Zulassung beantragen müssten.