Action pur in der Astronaut Training Experience (Foto: © John F. Kennedy Space Center)
Was hat mich nur dazu getrieben, im Kennedy Space Center als Erstes eine NASA-Souvenirtasse zu kaufen? Bei 31 Grad, gnadenlos blauem Himmel und 89 Prozent Luftfeuchtigkeit zunächst den »Space Shop« zu entern, war, wie ich finde, eine ziemlich schlaue Idee. Warum das KSC am Ende aber mehr Star-Abenteuer bietet als der Hipster Cup in Berlin, zeige ich Ihnen im Folgenden. Meine Topdisziplin: Atlantis-Sterne-Gucken.
Ich steige ein zur »Apollo/Saturn V Tour«. Kaum ist der Motor gestartet, erzählt der Fahrer von der 82-jährigen Nichelle Nichols, besser bekannt als Star-Trek-Lieutenant Nyota Uhura, die hier am 17. September mit der NASA-Crew zum Observationsflug abhob. Ja, wie cool ist das denn! Eine afroamerikanische Filmlegende mit Haaren so weiß wie die Sneakersocken meiner Mitinsassen unternimmt einen Trip mit dem »Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie« (SOFIA), an dem auch noch unser Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mitwirkt? »Sehen Sie?«, der Mann am Steuer deutet auf das Startkontrollzentrum, »dort auf der Plattform posierten die Hollywood-Schauspieler Mackenzie Davis, Chiwetel Ejiofor und die Astronautin Nicole Stott für die Presse anlässlich des Kinostarts von ›Der Marsianer – Rettet Mark Watney‹.« Der Streifen von Ridley Scott mit Matt Damon handelt von einer Marsmission der NASA.
Das lauteste Raunen im Bus kommt von mir – bei der Erklärung, dass die NASA am 1. September 2020 eine echte Mission zum roten Planeten unternehmen will. Noch was Starkes im Vorbeifahren: Launch Pad 39A, die Raketenbasis, von der die ersten Männer auf den Mond flogen, diente 2013 als Set des aktuellen Disney-Werks »Tomorrowland« mit George Clooney in der Hauptrolle.
Nächster Stopp: Das IMAX-Kino am anderen Ende des Parks. Die Stimme von Leonardo DiCaprio, der die Geschichte des Hubble-3D-Weltraumteleskops erzählt, kann ja so was von beruhigend wirken. Für mich geht's aber weiter zum Spaceshuttle »Atlantis«, Leo! Der virtuelle Himmel rotiert und spuckt mir Tausende leuchtende Sterne entgegen. Hoppla! Eine Raumsonde zischt in das hochtechnologische Sterntalerszenario. Ich glaube, ich drehe durch – das ist ja der Hammer! Dann öffnet sich die bewegliche Leinwand, und da hängt sie, die »Atlantis«. Ich muss sie mehrfach umrunden, jedes noch so kleine Detail aufsaugen. Und doch kann ich es kaum fassen, dass dieses Vehikel das All bereist hat. Eine Rutsche, die spielerisch die Beschleunigungskräfte im Space-shuttle nachstellen soll, holt mich fix auf den Boden zurück.
Beim Anblick der Wrackteile der »Columbia« und der »Challenger« kriecht mir eine Gänsehaut den Rücken hinauf. Das Ende Juni im Beisein der Familien der verunglückten Astronauten eröffnete »Forever Remembered Exhibit« zeigt auch sehr private Memorabilien wie die Star-Trek-Lunchbox von Michael J. Anderson.
Und übrigens: Der NASA-Becher steht heute im Büro meines Mannes.