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Daniela Boettcher
Daniela Boettcher, CEO & Präsidentin von Trilingua Language Services, Miami (Foto © Daniela Boettcher privat)
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Daniela Boettcher: Mein Krisenmanagement
Daniela Boettcher, CEO & Präsidentin von Trilingua Language Services (Foto: Daniela Boettcher privat)
Wie erleben Sie die Maßnahmen, mit denen Florida die Ausbreitung des Corona-Virus verhindern will?
Wenn ich unsere Maßnahmen mit denen in Spanien oder Italien vergleiche, sind wir hier noch sehr gut dran. Wir können einkaufen, natürlich mit Maske und Desinfektionsmittel, aber wir sind nicht eingesperrt. Wir können Sport machen, die Uferpromenaden sind alle offen, und man kann am Strand entlang joggen, Rad fahren, inlineskaten – nur der Strand an sich ist zu, aber der schöne Ausblick bleibt uns. Andererseits muss ich natürlich sagen, dass ich strenge Maßnahmen voll unterschreibe, da sowohl die Wissenschaft als auch der gesunde Menschenverstand mir sagen, dass so die Ausbreitung des Virus am schnellsten eingedämmt werden kann. Leider haben wir hier eine äußerst inkompetente Regierung, die sich ein Beispiel am exzellenten Krisenmanagement in Deutschland nehmen sollte.
Welche beruflichen Auswirkungen hat die Krise für Sie?
Mich persönlich hat die Krise schon relativ hart getroffen. Ich habe eine Firma, die Sprachdienstleistungen aller Art anbietet, ich selber arbeite als Übersetzerin, Dolmetscherin und Sprachtrainerin unter anderem für Englisch, Spanisch und Deutsch – sowohl an Schulen als auch für Firmen und Privatleute. Da Konsulate, Gerichte und Schulen geschlossen sind und die meisten Firmen ebenfalls, bleiben mir momentan nur private Kunden, die ich über Zoom oder andere Videokonferenzplattformen unterrichte.
Was sind Ihre Tricks, damit Ihnen zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fällt?
Ich habe für jedes Familienmitglied – für mich selbst, meinen Mann (der sich allerdings nicht immer daran hält ...), meinen Sohn (11) und meine Tochter (4) – einen Plan erstellt, was jeder wann und wie zu erledigen hat. Da jetzt zum Beispiel die Putzfrau nicht kommt, muss mein Sohn auch mal saugen oder spülen und meine Tochter viel ordentlicher dabei werden, ihr Spielzeug wegzuräumen. Nachdem die Stay-at-Home-Order für Miami ausgesprochen wurde, sind wir in unserer Nachbarschaft herumgefahren, haben vor den Häusern unserer Freunde angehalten, gehupt und mit selbstgemalten Bannern gezeigt, wie sehr wie sie vermissen. Jetzt fahren wir jeden Nachmittag zwei bis drei Stunden auf der Promenade Fahrrad oder joggen. Anfang Mai haben wir mehrere Stunden lang tolle Muttertagskarten für die Omas gebastelt, mit Briefen, die mein Sohn geschrieben hat, und Bildern, die meine Tochter gemalt hat. Mein Sohn Linus wurde vom WDR in Köln sogar schon am Telefon dazu interviewt, wie er als Kind die Krise in Miami erlebt. Alles in allem sehe ich auch viele positive Dinge: Wir kommen zur Ruhe, ich verbringe viel mehr Zeit mit meinen Kindern, wir sind viel mehr als sonst in der Natur. Klar gibt es auch Stress oder Streit zwischen den Kindern, wenn man so lange aufeinander hockt, aber das ist in jeder Familie momentan wohl so. Hauptsache, man erklärt den Kindern immer wieder (vor allem der Kleinen), dass dies keine gewöhnliche Situation ist, dass das Virus bald wieder weggeht und alles nach und nach wieder wird wie früher.