Solaranlagen sind auf den Dächern in Florida ein seltener Anblick.(Foto: © Monika 23)
Ende Oktober 2008 fand in Orlando die von der deutsch-amerikanischen Handelskammer organisierte und vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gesponserte zweite deutsch-floridianische Solarenergiekonferenz statt, an der sich branchenweite Vereinigungen sowie Unternehmen aus Deutschland und Florida beteiligten. Der Gedanken- und Informationsaustausch hatte insbesondere das Ziel, bestehende Hürden bei der Gewinnung regenerativer Energien aus dem Weg zu räumen.
Und die gibt es reichlich: Einspeisetarife etwa – einer der Hauptmotivatoren für Hausbesitzer – bestehen nur sporadisch, da diese noch nicht gesetzlich festgelegt sind und in Florida bisher nur von individuellen Elektrizitätswerken angeboten werden. Für Letztere ist das wirtschaftlich nicht sinnvoll – gesetzlicher Zwang folglich notwendig. Sobald der amerikanische Durchschnittsverbraucher richtig informiert und motiviert ist und Druck auf seine Politiker ausübt, wird dies auch geschehen.
Momentan hapert es da noch am notwendigen Verständnis, da Strom in den USA vergleichsweise günstig ist und die gut finanzierte Lobby der traditionellen Energieindustrie naturgemäß die eigenen Interessen verfolgt. Daher muss die Aufmerksamkeit von Politikern durch die Betonung der Unabhängigkeit von ausländischen Energiequellen, positiven Umwelteffekten und der Schaffung von Arbeitsplätzen durch eine Energieindustrie, die auf erneuerbare Energien setzt, in eine solche Richtung gelenkt werden. Das klingt zunächst unproblematisch – das Gegenteil trifft aber zu. Oftmals scheitert es schon an der Terminologie wie zum Beispiel dem für deutsche Verbraucher durchaus geläufigen Begriff »Einspeisetarif«, der bei Amerikanern sofort die Assoziation an die wenig populären Einfuhrtarife weckt – und daher in Politikerkreisen kaum Zuspruch findet.
Dennoch wurden erste Schritte im Bereich der Aufklärung über regenerative Energiequellen bereits getan, die Anlass zu Optimismus geben. So wurde im Zuge der Verabschiedung des »Emergency Economic Stabilization Act of 2008« jüngst die Obergrenze von 2.000 Dollar Steuervergünstigung für den Einbau einer Solaranlage aufgehoben. In Zukunft bekommen Hausbesitzer vom Staat eine direkte Steuervergütung in Höhe von 30 Prozent der Anschaffungskosten. Weiterhin befürwortet Florida Rabatte für Bauunternehmen, die Solaranlagen anbieten, und es wurde Hauseigentümergesellschaften gesetzlich untersagt, die Installation von Solaranlagen aus Gründen der Ästhetik zu verbieten. Man muss also nicht erst den Vorstand einer Homeowners Association davon überzeugen, dass Solarenergie etwas Gutes ist. Grundsteuerbegünstigungen durch Landkreise werden zudem vielerorten in Erwägung gezogen.
Der Prozess gewinnt also langsam an Dynamik – Befürworter von Photovoltaikanlagen wittern ihre Chance und unterstützen Lobbyisten auf staatlicher und Bundesebene. Wichtige Schritte sind mehr Verbraucheraufklärung, weitere Gesetze und Steuererleichterungen, die den Anschluss an das Netz und auch Einspeisetarife garantieren. Sonst sind die finanziellen Vorteile des Einbaus von solchen Anlagen für den amerikanischen Hausbesitzer, der seinen Wohnort im Durchschnitt alle fünf Jahre wechselt, nicht nachvollziehbar.
Über die Autorin:
Norma Henning ist Rechtsanwältin, Notarin und Inhaberin von Henning Law in Naples. Sie ist Honorarkonsulin der BRD in Südwestflorida.
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