Kurz vorm Ziel. (Foto: © Goodluz)
Vergangen ist die Krise noch lange nicht. Und noch immer liegen die Preise für Einfamilienhäuser in manchen Gegenden Floridas auf dem Stand von 2002. Doch auf die Frage, wann für Ferienhauskäufer der richtige Zeitpunkt zum Einstieg gekommen sei, lautet die Antwort der meisten Makler: »Jetzt«.
Vieles deutet tatsächlich darauf hin, dass es bergauf geht mit der Branche – und den Preisen. Der NAHB-Index (National Association of Home Builders) stützt sich auf monatliche Umfragen bei Bauunternehmen – und macht allen Beteiligten Mut: Es geht wieder aufwärts mit dem Bausektor. Die übrigen Indikatoren stützen diese Ansicht. Laut Branchenverband Florida Realtors stieg die Zahl der Verkäufe von Einfamilienhäusern im Juni 2012 um 5,3 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Das vorhandene Inventar – wichtiger Indikator über den Zustand des Marktes – nahm derweil um 31,1 Prozent ab. »Auch im mittleren Marktsegment zeigen sich in besseren Lagen und bei besseren Objekten endlich Anzeichen einer Erholung«, beschreibt Rainer Filthaut von der IRC International Realty Corporation die momentane Situation (siehe Interview).
Auch die Deutschen scheinen den Sunshine State wiederentdeckt zu haben. Angesichts der Euro-Krise daheim stehen Ferien-immobilien bei Käufern hoch im Kurs. Auslöser dafür ist vor allem auch die Euro-Schuldenkrise und die Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Die Furcht vor einer anziehenden Inflation daheim etwa spukt inzwischen viel mehr Käufern durch den Kopf als noch vor wenigen Jahren. Ein gutes Argument für Florida.
Die Nachfrage zieht an, der Zeitpunkt für einen Einstieg scheint gut, das niedrige Zinsniveau ermöglicht eine günstige Finanzierung des Ferienhauses unter floridianischer Sonne. »Auch weniger Begüterte können sich heute eine solche Immobilie leisten«, glaubt Kirsten Paul von Paul Finance in Fort Myers. Inzwischen gäbe es auch wieder sehr gute Programme für europäische Kreditnehmer.
»Das aktuelle Preisniveau wird von ausländischen Interessenten gerade im mittleren Preissegment als günstig wahrgenommen«, beobachtet Maklerin Michelle Paradis von John R. Wood Realtors in Naples. Anders sei es bei absoluten Topobjekten in erstklassigen Lagen. »Die konnten ihr Preisniveau halten«, so die Expertin. Dagegen habe sich der Markt für einfachere Appartements und Häuser in schlechteren Lagen, die für ausländische Käufer ohnehin kaum von Interesse sind, bis heute nicht erholt. In dem für die meisten deutschen Ferienhauskäufer interessanten mittleren Segment hat auch Paradis eine Verfestigung der Preise festgestellt.
Beliebt entlang der Westküste sind unter deutschen Sonnensuchern nach wie vor Orte wie St. Petersburg, Sarasota, Fort Myers, Cape Coral, Bonita Springs oder Naples, wo Käufer attraktive bewachte Wohnanlagen und luxuriöse Villenkolonien erwarten. An Floridas Atlantikseite bieten Miami, Miami Beach und Fort Lauderdale multikulturelle Hotspots. »In begehrten Lagen wie South Beach, Fisher Island oder den Venetian Islands erleben wir heute für attraktive Angebote innerhalb von Tagen meist mehrere Nachfragen«, berichtet Maklerin Marion Kaarina Ott von der Dynamic Realty Group.
Ebenfalls in der obersten Liga spielen Orte wie Palm Beach, Boca Raton oder Jupiter, wo der alte Ostküsten-Geldadel den Ton angibt. Hier und anderswo in Florida sind inzwischen allerdings auch zunehmend chinesische, russische und südamerikanische Investoren aktiv. Insofern finden sich Ferienhauskäufer neuerdings in Konkurrenz zu Marktteilnehmern, die vor ein paar Jahren noch nicht in diesem Teil der Welt aktiv waren.