Coral Gables
Einer der Orte Südfloridas, in denen die meisten Luxuswohnhäuser verkauft werden: Coral Gables südwestlich von Miami (Foto © Felix Mizioznikov/Shutterstock.com)
Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes handelt es sich beim gegenwärtigen Immobilienboom in Südflorida nicht um eine Blase, die irgendwann in nächster Zeit wieder platzen wird, sondern um eine Entwicklung, die noch für eine ganze Weile anhalten dürfte. Ihre Ursache liege darin, dass vor allem viele wohlhabende Einwohner von US-Bundesstaaten wie New York, Connecticut, New Jersey, Illinois, Massachusetts und Kalifornien bereits seit Jahren den Sunshine State als neuen zeitweiligen oder dauerhaften Wohnort wählten, um den hohen Wohnkosten, Steuern sowie der Enge in den dortigen Großstädten und dem schlechten Wetter zu entfliehen. Nach den Worten von Craig Studnicky, Präsident und Vorstandsvorsitzender der auf Luxusimmobilien spezialisierten Maklerfirma RelatedISG, war ein wesentlicher Faktor dabei die 2017 vom damaligen US-Präsidenten Trump durchgeführte Steuerreform, durch die insbesondere auch Personen mit hohen Einkommen entlastet wurden. In der Folge fielen die relativ hohen Einkommensteuern in den genannten Bundesstaaten, die mit der an den Bund zu zahlenden Steuer zum größten Teil verrechnet werden können, bei ihnen stärker ins Gewicht als zuvor, sodass viele Besserverdienende den Entschluss fassten, nach Florida umzuziehen, wo es keine Einkommensteuer gibt.
Die Corona-Krise beschleunigte diese Entwicklung dann noch, da viele Leute, die ohnehin vorgehabt hatten, ein Haus oder Apartment im Sunshine State zu erwerben, ihren Plan früher in die Tat umsetzten, um die Zeit der Pandemie in einem weniger dicht besiedelten Bundesstaat zu verbringen: Hier gab es im Gegensatz etwa zu Städten wie New York oder San Francisco noch relativ viele Immobilien in allen Größen und Preisklassen, in denen man sich ein Homeoffice einrichten konnte; überdies waren die Regelungen zum Tragen von Gesichtsmasken weniger streng und die Infektionslage erschien zumindest zeitweilig weniger dramatisch als etwa im Bundesstaat New York. In der Folge änderte sich das Verhältnis zwischen ausländischen und inländischen Immobilienkäufern insbesondere im oberen Preissektor in Florida dramatisch: Stammten vor der Pandemie noch 80 Prozent der Käufer von Luxusimmobilien aus dem Ausland, vor allem aus Südamerika, Russland und Asien, machen inzwischen US-Amerikaner 70 Prozent der Käufer in diesem Segment aus, was natürlich auch damit zusammenhängt, dass Erstere derzeit Schwierigkeiten haben, in die USA zu reisen. Eine solche Verschiebung war gemäß Forbes noch 2019 kaum vorstellbar gewesen.
Die mit dieser Entwicklung verbundenen Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Laut einem im Januar veröffentlichen Marktreport des Luxusimmobilienmaklers und -entwicklers ONE Sotheby’s stiegen die durchschnittlichen Verkaufspreise von Einfamilienhäusern im Januar dieses Jahres gegenüber dem Januar 2020 im Miami-Dade County um 42 Prozent, im Palm Beach County und Martin County um 20 Prozent und im Broward County um 12,5 Prozent. Die Zahl der Verkäufe von Wohnimmobilien zu Preisen von über 3 Millionen Dollar stieg kontinuierlich über einen Zeitraum von sieben Monaten, und bei 17 Prozent der Einfamilienhäuser aller Preiskategorien, die im Januar verkauft wurden, war der erzielte Kaufpreis höher als ursprünglich angesetzt.
Gemäß einem aktuellen Report von RelatedISG über die Entwicklung des Wohnimmobilienmarkts im Miami-Dade County erlebte die Zahl der im Miami-Dade, Broward und Palm Beach County zum Verkauf angebotenen Einfamilienhäuser im 4. Quartal 2020 mit nur 9495 Objekten einen Zwölf-Jahres-Tiefststand; 2015 hatte die Zahl noch bei 20.646 gelegen. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres stieg die Zahl der Hausverkäufe im Miami-Dade County, bei denen ein Preis von über 5 Millionen Dollar erzielt wurde, um 225 Prozent; 67 Prozent davon fanden in Miami Beach, Coral Gables und Fort Lauderdale statt, wobei der durchschnittliche Verkaufspries bei 10,4 Millionen Dollar lag. Analog dazu stieg laut dem Report auch die Nachfrage nach Apartments in Wohntürmen stark an, insbesondere in weniger dicht gebauten sogenannten Boutique-Gebäuden, in denen die anlageneigenen Einrichtungen wie Swimmingpool, Fitnesscenter, Spa oder Loungebereiche mehr Platz und dadurch in Pandemiezeiten bessere Möglichkeiten bieten, soziale Distanz zu halten. In den meisten neueren Wohnanlagen sind die Apartments daher bereits zu 90 bis 100 Prozent verkauft; im 4. Quartal 2020 machten Verkäufe solcher Wohnungen fast 50 Prozent aller Wohnimmobilienverkäufe aus, was einer Steigerung von fast 100 Prozent gegenüber dem 1. Quartal entspricht. Infolgedessen erfreuen sich auch Apartments in Wohntürmen, die noch gar nicht gebaut sind, bereits großer Nachfrage und werden bereits weit vor der Fertigstellung der Gebäude verkauft.