Alles im grünen Bereich? (Foto: © Antoha713)
In den Jahren 2003 bis 2008 herrschte in Florida und dem Rest der USA ein regelrechter Bau-Boom. Einheimische Bezugsquellen waren schnell ausgeschöpft, daher mussten viele Bauunternehmer ihre Materialien im Ausland besorgen. So unter anderem auch die sogenannten Drywalls – Wände aus Rigips, die in Amerika für die meisten Innen- und Zwischenwände verwendet werden.
Viele dieser Drywalls wurden damals auch aus China importiert. Problematisch bei der Verwendung dieser Wände ist, dass sie unter noch nicht ganz geklärten Bedingungen übel riechende, gasförmige Verbindungen emittieren. Betroffene Häuser können dadurch unter Umständen sogar unbewohnbar werden. Es wird geschätzt, dass während des Bau-Booms rund 250.000 Tonnen Gipsplatten aus China in die USA eingeführt wurden. Die Kommission für Verbraucherschutz (Consumer Product Safety Commission, CPSC) veröffentlichte im Dezember 2008 erstmals eine Mitteilung, in der auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Gipsplatten und dem Geruch nach verfaulten Eiern und Korrosion hingewiesen wurde.
Bis Ende 2009 gingen bei der CPSC fast 1.000 Berichte von Bürgern aus 19 Staaten ein. Darin klagten die Bewohner neben dem Geruch über eine ganze Reihe an gesundheitlichen Problemen wie beispielsweise Asthma, Infektionen der Nasennebenhöhlen, Kopfschmerzen, Husten, Nasenbluten oder gereizte Augen. Geschwärzte oder korrodierte Metallteile bis hin zu beschädigten Klimageräten wurden ebenfalls mit den chinesischen Gipsplatten in Verbindung gebracht. Die betroffenen Häuser wurden vorwiegend in den Jahren 2006 und 2007 errichtet. Derzeit ist noch völlig unklar, wie viele Häuser letztlich betroffen sind, denn es ist in aller Regel sehr schwierig, die Herkunft der Platten zurückzuverfolgen. Theoretisch kann bereits eine einzige Gipsplatte pro Haus eine Sanierung erforderlich machen. Die Schätzungen reichen derzeit von 25.000 bis hin zu 250.000 möglichen betroffenen Häusern in den USA.
Viele Geschädigte versuchen momentan, über Sammelklagen auf juristischem Wege Regressansprüche geltend zu machen. Dabei geht es vor allem um die Kosten zur Wiederherstellung eines bewohnbaren Zustands, Erstattung der Lebenshaltungskosten während der Umbauten, Kompensation des Wertverlusts, Übernahme der Kosten von Hausinspektionen durch Spezialisten und Erstattung von Gesundheitskosten, die durch das Einatmen der gasförmigen Verbindungen entstanden sind.
Die gute Nachricht: Es gibt inzwischen Tests, die sehr schnell und zuverlässig feststellen, ob in einem Haus, das in der betreffenden Zeit gebaut wurde, solch gefährliche Rigipswände eingebaut wurden oder nicht. Gut zu wissen: Im Fall der Fälle kann ein Käufer beim Vorhandensein von »Chinese Drywalls« ohne Probleme von einem unterschriebenen Kaufvertrag zurücktreten und bekommt die gesamte Anzahlung erstattet. Vor unliebsamen Überraschungen sind Hauskäufer heute also geschützt.
Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar, sondern dient ausschließlich der allgemeinen Information.
Über den Autor:
Anthony Fiore ist Präsident von Anthony Fiore Construction in Englewood. Telefon (941) 474-2421, E-Mail: tony@fioreconstruction.com