Ruhe vor dem Sturm: Hurricane Matthew nähert sich der Küste. (Foto: © Dirk Rheker)
Angesichts des herannahenden Sturms hatte Gouverneur Rick Scott bereits vorab den Notstand ausgerufen und über 1,5 Millionen Menschen aufgefordert, die besonders gefährdeten Barriereinseln und Küstengebiete zu verlassen. Als der Sturm am Donnerstag Nachmittag die Küste Südfloridas erreichte, gab er sich allerdings noch relativ zahm. Die Distanz zum Zentrum des Hurrikans war so groß, dass er für viele Bewohner von Miami-Dade und Broward County kaum von einem heftigen Unwetter zu unterscheiden war.
Die Voraussagen für die Region nördlich von Palm Beach County für Freitag waren weniger gut, aber auch an der zentralen Atlantikküste kam man schließlich mit einem blauen Auge davon. Doch wäre der Sturm, der zu diesem Zeitpunkt als Hurrikan der Kategorie 3 mit über 200 Stundenkilometer über das Meer fegte, nur 30 Kilometer näher an der Küste gewesen, hätte die "Space Coast" wohl zu den am stärksten zerstörten Gebieten gehört.
Am Samstag hatte Matthew bereits so stark an Fahrt verloren, dass er mit rund 140 Stundenkilometern nur noch als Hurrikan der Kategorie 1 eingestuft wurde. Dennoch verfügte er noch immer über genug Kraft, um auf seinem Weg durch den Norden Floridas große Schäden anzurichten, bevor er weiter nach Georgia, South und North Carolina zog. Vor allem in St. Augustine und Jacksonville kam es zu beträchtlichen Flutschäden. Insgesamt mindestens vier Personen kamen in Florida durch umfallende Bäume oder durch medizinische Notfälle, die aufgrund der Wetterlage nicht behandelt werden konnten, ums Leben.
Dass Florida verhältnismäßig glimpflich davon kam, ist sicher auch der ausgezeichneten Vorbereitung zu verdanken. Schon Tage vor der Ankunft des Hurrikans informierten die Behörden ausführlich über Verhaltensregeln und Risiken. Somit blieb den Bewohnern der Ostküste genügend Zeit, ihre Häuser mit "storm shutters" windsicher zu machen und vielleicht sogar Unterschlupf bei Freunden oder Verwandten an der nicht vom Hurrikan betroffenen Golfküste oder in Zentralflorida zu suchen. Auch die Hotels in diesen Regionen waren so gut wie voll belegt und viele Gemeinden hatten darüber hinaus ihre Notunterkünfte geöffnet, wo Familien (teilweise sogar mit ihren Haustieren) Unterschlupf finden konnten.
Zugleich zeigt sich in solchen kritischen Situationen die sprichwörtliche Hilfsbereitschaft und Solidarität der Amerikaner: "Plötzlich rufen einem wildfremde Leute auf der Straße "stay safe" zu. Andere bieten einem an, für den Fall eines Stromausfalls tiefgefrorene Lebensmittel in Verwahrung zu nehmen, weil sie über einen Generator verfügen", berichtet Florida Sun Marketing Managerin Sabrina Schmid über ihre allererste Hurrikan-Erfahrung in Florida. Hurrikan-Veteran und Florida Sun-Chefredaktuer Dirk Rheker wurde von Matthew zu einem Kurzurlaub am Golf gezwungen. "Ich musste um 8 Uhr am Donnerstag per "mandatory evacuation order" die Barrier Island vor der Küste verlassen, wir sind zu Freunden nach Naples gefahren", berichtet er. "Ich habe damals die Hurricanes Charley und Wilma schon miterlebt – das ist, als wenn ein Güterzug übers Haus rattert. Wirklich Angst einflößend!" Das Frühwarnsystem bei Matthew bezeichnet Dirk als mustergültig: "Hier wird wirklich alles getan, um uns Bürger und Besucher zu schützen."
In Florida ist dies weitgehend gelungen, wofür wir alle sehr dankbar sind. Unsere Gedanken sind bei all jenen, die weniger gut geschützt waren, wie die vielen Opfer auf Haiti.