Evergladesbewohner ohne Fressfeinde: Nicht einmal Alligatoren können den Schlangen gefährlich werden. (Foto: © Heiko Kiera)
Immer wieder werden Tier- und Pflanzenarten aus anderen Regionen und Erdteilen durch den Menschen nach Florida eingeschleppt, die sich aufgrund der für sie günstigen Lebensbedingungen dort fortpflanzen und ausbreiten. Manche dieser Neuankömmlinge erweisen sich als Schädlinge für die Landwirtschaft oder gar als existenzielle Bedrohung für heimische Tier- oder Pflanzenarten, die nicht an ihre neuen Fressfeinde beziehungsweise Nahrungskonkurrenten angepasst sind, während die Eindringlinge in ihrem neuen Lebensraum keine natürlichen Feinde haben.
Eine der wohl bekanntesten dieser invasiven Species ist der eigentlich in Südostasien beheimatete Dunkle Tigerpython (Python molurus bivittatus), der erstmals in den 1980er-Jahren im Everglades-Nationalpark gesichtet wurde. Wie häufig bei eingeschleppten Tierarten handelte es sich bei den ersten dort aufgetauchten Pythons vermutlich um Exemplare, die aus Terrarien entwichen waren oder von ihren Besitzern ausgesetzt wurden, nachdem diesen ihre Haustiere buchstäblich über den Kopf gewachsen waren. Anfangs ging die Umweltbehörde fälschlicherweise davon aus, dass sich die Würgeschlangen nicht weiter vermehren würden; erst im Jahr 2000 wurde diese Annahme offiziell korrigiert. Seitdem hat die Population der Tigerpythons exponentiell zugenommen. Zugleich gingen die Bestandszahlen einer Reihe von Säugetierarten stark zurück, die zum Nahrungsspektrum der in dieser Hinsicht nicht sehr wählerischen Tiere gehören. Angesichts dieser Entwicklung gelten sie heute als eine der für Floridas Ökosysteme gefährlichsten invasiven Arten. Da die Schlangen, die sich zumeist versteckt in Erdhöhlen oder im Unterholz in der Nähe von Gewässern aufhalten, im Gelände nur schwer zu entdecken sind, kann die Zahl der in den Everglades lebenden Tiere nur sehr grob auf zwischen 30.000 und 300.000 geschätzt werden.
Um die Pythonpopulation einzudämmen, hat der South Florida Water Management District im Rahmen eines im März dieses Jahres gestarteten Programms erstmals Jäger damit beauftragt, gezielt nach den Schlangen zu suchen und sie zur Strecke zu bringen. Wie Orlando Weekly berichtet, haben die Schlangenjäger in den zurückliegenden fünf Monaten nach den Angaben der Behörde bereits 500 Tigerpythons gefangen. Nach den Worten von Dan O’Keefe, dem Verwaltungsratsvorsitzenden des South Florida Water Management Districts, zeigt diese Zahl nicht nur, mit wie viel Engagement die Jäger ihrer Arbeit nachgehen, sondern auch, wie groß die Bedrohung des Everglades-Ökosystems durch diesen invasiven Räuber ist. Das Töten jeder einzelnen Schlange helfe dabei, das Überleben Hunderter einheimischer Arten zu sichern.