Welche Entwicklung wird die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten nehmen? (Foto: © R. Gino Santa Maria)
In diesem Jahr geht der Markt für Wohn- und Ferienimmobilien in Florida – wie in den gesamten USA – ins fünfte Jahr des Abschwungs. Der Preisverfall lag dabei zwischen 50 und 70 Prozent. In konkreten Zahlen: Ein Haus in Cape Coral, dem am schlimmsten betroffenen Teilmarkt in Südwestflorida, ist statt 300.000 Dollar heute nur noch 100.000 Dollar wert.
Es gibt viele Gründe für diese Misere: das Zusammentreffen zyklischer Entwicklungen (ein 15 Jahre andauernder Bau-Boom mit einer Verdreifachung der Neubauzahlen von 800.000 im Jahr 1990 auf über 2,2 Millionen im Jahr 2005) mit den Auswirkungen der globalen Finanzkrise und einem schlechten Immobilienbestandsmanagement der Banken. Letztere mussten durch Kreditausfälle jährlich zwischen 500.000 bis eine Million Wohnimmobilien übernehmen und mittels Zwangsversteigerung verkaufen. In der Folge wurde der Immobilienmarkt mit Objekten geradezu überschwemmt.
Meine kurzfristigen Erwartungen
1. Die Verlängerung des »First-Time Home Buyer Tax Credits« bis Ende April 2010 und die Ausweitung dieses Programms auf sogenannte Repeat Home Buyers (Zweitkäufer) wird die Nachfrageseite für Immobilien weiter stabil halten.
2. Investoren aus der ganzen Welt suchen nach Anlagen, da Bar- und Festgelder aktuell weder eine Verzinsung noch einen Inflationsschutz für die Zukunft bringen.
3. Die Aktienmärkte können sich weiter stabilisieren. Dies ist psychologisch wichtig für das Vertrauen der Investoren.
4. In diesem Jahr wird ein US-Wirtschaftswachstum von zwei bis drei Prozent bei stabilem, niedrigem Zinsniveau und sinkender Arbeitslosigkeit (zurzeit zirka zehn Prozent) erwartet. Damit dürfte die Anzahl der Zwangsversteigerungen massiv zurückgehen und den Markt spürbar entlasten.
5. Die US-Notenbank Fed und die amerikanische Regierung werden alle notwendigen Entscheidungen treffen, um auch in Zukunft die Konjunktur anzukurbeln. Dies wird langfristig zu weiter steigenden Defiziten im Haushalt führen, ist jedoch der Preis, den Präsident Barack Obama zu zahlen bereit ist.
Meine mittelfristigen Erwartungen
1. Die Maßnahmen seitens der US-Regierung zur Unterstützung eines dauerhaften Aufschwungs sind enorm und sollten in den Märkten zu einer Bodenbildung führen, die sich 2011 fortsetzt.
2. Eine Abwertung des US-Dollars um weitere fünf bis zehn Prozent p. a. in den nächsten fünf Jahren wird in Kauf genommen (als Spanne erwarte ich 1,25 bis 1,60 US-Dollar/Euro in diesem Jahr mit der Tendenz in Richtung 2,00 US-Dollar/ Euro in 2015).
3. In diesem Jahr dürfte die Zahl der Neubauanträge weniger als 550.000 betragen und damit ein Tief markieren, wie wir es in vergangenen 30 Jahren nicht gesehen haben. Dieses fördert den Absatz vorhandener Immobilien. Der Immobilienüberhang wird kontinuierlich abgebaut und die Basis für zukünftige Wertzuwächse gelegt.
Mein Fazit: Europäische Immobilienkäufer sollten sich überlegen, die nächsten zwölf Monate für einen Einstieg nutzen – insbesondere wenn sie in einer Preisregion von 200.000 bis 500.000 Dollar kaufen. Dieses Segment macht nur vier bis fünf Prozent des Marktes aus, ein Ausverkauf und schnellerer Preisanstieg ist also durchaus vorhersehbar.
Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar, sondern dient ausschließlich der allgemeinen Information.
Über den Autor:
Andreas Bode ist Dozent an der Europäischen Immobilienakademie in Saarbrücken und Inhaber der Firma ABO-Consulting. Telefon + 49 (170) 55 46 220, E-Mail: florida@abo-consulting.com