Feierte gerade die Zulassung zum "United States Court of Appeals for the Federal Circuit" in Washington: Anwältin Sonja K. Burkard. (Foto: © Dirk Rheker)
FLORIDA SUN MAGAZINE: Frau Burkard, in welchen Rechtsbereichen benötigt jemand, der nach Florida auswandern will, die Hilfestellung eines Anwalts?
Sonja K. Burkard: Die Rechtsberatung kann – je nach individuellen Anforderungen des Mandanten – eine ganze Reihe an Rechtsgebieten umfassen. Selbstverständlich muss als Erstes die Frage nach dem geeigneten Visum geklärt werden.
Was ist dabei zu beachten?
Zunächst muss der schulische und berufliche Hintergrund des Mandanten besprochen werden. Des Weiteren sind die persönlichen, familiären und finanziellen Verhältnisse ausschlaggebend, um das geeignete Visum für ihn und seine Familie zu finden.
Wie schwierig ist die Erlangung einer Greencard?
Dies ist grundsätzlich nur über ein Verwandtschaftsverhältnis zu amerikanischen Staatsbürgern oder Greencard-Haltern, den Arbeitsplatz, ein Investment in eine eigene Firma oder ein von der USCIS akkreditiertes Regionalzentrum oder die Greencard-Lotterie möglich. Für einige Arbeitnehmer ist Voraussetzung, dass ein Job-Angebot eines US-Arbeitgebers vorliegt, der keinen ähnlich qualifizierten Mitarbeiter in den USA finden kann. Andere Kategorien erfordern eine hochgradige Qualifizierung in akademischen Berufen oder außergewöhnliche oder besondere Fähigkeiten.
Kann es einfacher sein, sich für ein Nichteinwanderungsvisum zu qualifizieren?
Auch hier kommt es auf die persönlichen Umstände und Zielsetzungen des Mandanten an und vor allem darauf, wie lange der Aufenthalt in den USA geplant ist. Beispielsweise bietet das E1-/E2-Handels- und Investorenvisum bei Vorliegen aller Voraussetzungen eine relativ schnelle Möglichkeit, ein über fünf Jahre währendes, verlängerbares Visum zu erhalten.
Ist mit der Einwanderung die juristische Seite abgeschlossen?
Keinesfalls! Häufig setzt die Visum-Erteilung die Gründung oder Übernahme einer Firma voraus, was wiederum mit weiteren Fragen verbunden ist: Wird das Unternehmen als Ganzes mit allen Rechten und Pflichten und Lasten übernommen oder nur die Vermögenswerte? Welche Rechtsform ist für mein Unternehmen passend? Welche unternehmens- und steuerrechtlichen Konsequenzen sind hiermit verbunden? Welche Genehmigungen, Lizenzen oder Zulassungen werden benötigt? Eine ganze Reihe an Herausforderungen also.
Ergibt sich aufgrund der unterschiedlichen Rechtsauffassungen auch im Bereich des Familienrechts Beratungsbedarf?
Ganz sicher! Denken Sie nur an die Unterschiede etwa beim Trennungsjahr in Deutschland, das wir in Florida nicht kennen, oder die Änderungen in der deutschen Gesetzgebung hinsichtlich des Kindesunterhalts, im Scheidungsrecht oder bei sonstigen Ehegattenvereinbarungen. Das amerikanische Recht unterscheidet sich da ganz erheblich vom deutschen. Oder denken Sie an das Erbrecht. Auch hier sind die Formerfordernisse zur Erstellung eines Testaments in Deutschland anders als in Florida.
Klingt kompliziert …
… ist aber für einen Neustart ausgesprochen wichtig. Viele Menschen wenden sehr viel Geld dafür auf, sich in einem neuen Land eine Existenz aufzubauen – aber bei der rechtlichen Anpassung an die neue Lebenssituation vertrauen sie darauf, »dass sich schon irgendwie alles fügen wird«. Ein häufiger Irrglaube.
Gibt es weitere Rechtsbereiche, die für Einwanderer wichtig sind?
Höchstwahrscheinlich haben viele früher oder später mit dem amerikanischen Grundstücks- und Immobilienrecht zu tun, wenn sie ein neues Zuhause erwerben. Es ist ratsam, mit Anwälten, Steuerberatern und Immobilienmaklern zusammenzuarbeiten. So erspart man sich böse Überraschungen.
Wird angesichts der doch nicht unerheblichen Anwaltshonorare am Ende eine Übersiedlung gar unerschwinglich?
Nein, im Gegenteil! Ich habe Menschen erlebt, die durch – häufig nicht einmal bewusste – Unterlassungen auf rechtlichem Gebiet ihre Existenz buchstäblich aufs Spiel gesetzt haben. Demgegenüber sind die Ausgaben für einen mit beiden Rechtssystemen vertrauten und – im besten Fall – zweisprachigen Anwalt wirklich gut angelegtes Geld.
Frau Burkard, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar, sondern dient ausschließlich der allgemeinen Information.