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Die »Neu-Amerikaner« mit der Richterin.(Foto: © Sabrina & Stephan Sanford)
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Der amerikanische Pass ist ein heiß begehrtes Dokument.(Foto: © Sorin Alexandru)
Es war ein langer Weg, aber es hat sich gelohnt – seit dem 12. Juni 2008 sind wir amerikanische Staatsbürger. Unsere Einbürgerung fand im U. S. District Court in Tampa statt. Am Tage der Zeremonie galt es, alle Papiere bereit zu haben und sich feierlich herzurichten. Nach einem kleinen, bereits sehr aufgeregten Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Gericht, wo wir gleich in den 14. Stock geschickt wurden.
Dort draußen versammelte sich bereits eine ziemlich ansehnliche Menschenmenge: alles Leute, die wie wir auf ihre Einbürgerung warteten. Ein sehr netter, sehr zuvorkommender Gerichtsdiener führte uns in den Saal und wies uns unsere Plätze zu. Ein offizieller Vertreter der Homeland Security begrüßte uns. Er erklärte, dass die Richterin erst nach Erledigung aller Formalitäten zur eigentlichen Einbürgerung und zum »feierlichen Teil« kommen würde. Die nächste Stunde dürfte für den Officer dann wohl wie das Fegefeuer gewesen sein: das Verlesen aller Namen aus aller Herren Länder.
Besonders spannend war das natürlich, als wir zum ersten Mal mit unserem neuen, auf unseren Wunsch hin geänderten Namen aufgerufen wurden: Sabrina Ann Sanford – es hieß, Papiere und Greencard übergeben, auf die wir einst so lange gewartet hatten. Dann kam Stephan Alexander Sanford an die Reihe. Der Beamte betonte, welch Privileg die Annahme der Staatsbürgerschaft bedeute und dass wir nun mit der Erlangung des Wahlrechts aktiv an der Gestaltung der amerikanischen Politik mitwirken könnten. Als alle Formalitäten erledigt waren, erschien endlich die Richterin:
Elegant in schwarzer Robe, begrüßte sie alle und hielt eine kurze Ansprache. Sie erzählte, viele ihrer Aufgaben seien nicht erfreulich, aber die Einschwörung neuer Staatsbürger immer wieder einer der schönsten Momente. Als im Lande geborener Amerikaner könne man häufig gar nicht verstehen und schätzen, welche Entbehrungen Menschen auf sich nehmen, dieses Privileg zu erwerben. Dann wurde es feierlich: Der Beamte musste vor der Richterin den Antrag auf Einbürgerung jedes einzelnen Anwesenden vorlesen – und die Richterin jeden einzelnen annehmen und gutheißen. Dann verlas sie den Eid auf das Land und die Verfassung, den alle nachsprechen mussten.
Anschließend folgte der »Pledge of Allegiance«, das Treuegelöbnis gegenüber der amerikanischen Nation und Flagge, und dann sang ein weiblicher Sheriff's Deputy stolz die Nationalhymne – da trieb es wohl jedem Anwesenden die Tränen in die Augen. Zum Schluss gratulierte die Richterin und begrüßte uns als neue Staatsbürger. Dieses Land, so ihre Worte, sei nur so gut wie seine Bürger. Niemand müsse seine Traditionen und sein Erbe aufgeben, um Amerikaner zu werden. Im Gegenteil: Dieses Erbe mache in seiner Vielfalt gerade das aus, was Amerika repräsentiere. Weise Worte.
Zu Hause angekommen, wartete eine ganze Ladung rot-weiß-blauer Luftballons und Flaggen auf uns, mit denen unsere Freunde das Haus dekoriert hatten. Abends im Restaurant »Sandy Hook« auf Matlacha haben wir dann auf unsere neue Staatsbürgerschaft angestoßen. Viele Leute kamen an unseren Tisch und beglückwünschten uns als »Neu-Amerikaner« – es war einer der schönsten Abende, die wir in unserer neuen Heimat je erlebt haben.