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»Der Lifestyle, das milde Klima, die freundliche Art der Menschen, ...« es gibt viele gute Gründe, nach Florida auszuwandern.(Foto: © Florida Sun Magazine 02/2007)
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Die einen möchten ihren Lebensabend im sonnigen Florida verbringen...(Foto: © Florida Sun Magazine 02/2007)
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... die anderen wollen ihre Karriere in Gang bringen.(Foto: © Florida Sun Magazine 02/2007)
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Doch für alle ist es wichtig, einige deutsche Traditionen zu pflegen und den Kontakt zur Heimat aufrecht zu erhalten.(Foto: © Florida Sun Magazine 02/2007)
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Die meisten Florida-Auswanderer bereuen ihre Entscheidung nicht und wollen für immer in Amerika bleiben.(Foto: © Florida Sun Magazine 02/2007)
Wie lange sind sie bereits in Florida ansässig und aus welchen Gründen sind sie hier? Welche Visa-Kategorie ermöglicht ihnen den längeren Aufenthalt und gegebenenfalls eine berufliche Tätigkeit? Woraus besteht die jeweilige Lebensgrundlage? Wie eng ist der Kontakt zu den Landsleuten in Florida? Last, but not least: Wie hat sich das Florida-Bild im Laufe des Aufenthalts verändert? Und hat sich der »Florida-Traum«, den wohl jeder Einwanderer im Gepäck hatte, in privater und beruflicher Hinsicht erfüllt?
Die Reaktion auf unsere Umfrage »Auswanderung 07« war überwältigend. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die sich die Zeit genommen haben, ihre persönlichen Erfahrungen mit uns und unseren Lesern zu teilen. Natürlich erhebt unsere Studie keinen wissenschaftlich-empirischen Anspruch. Doch entstanden ist ein durchaus repräsentatives Bild der in Florida ansässigen deutschsprachigen Europäer.
1998 lernten sie sich kennen,
in Frankfurt auf der Automobilausstellung: Elisabeth (damals 34) und Christopher (44), die gelernte Einzelhandelskauffrau und der Autohausbesitzer aus Tampa. Neugier zu Beginn, nach einiger Zeit die große Liebe: »So flog ich mit zwei Koffern im September 1999 nach Florida, und wir heirateten Anfang Dezember.« Auch heute, nach fast acht Jahren, bereut die Deutsche diese Entscheidung, alles Vertraute zurückzulassen und noch einmal ganz von vorn anzufangen, keinesfalls: »Ich bin hergekommen, weil ich meinen Mann liebe und nicht ohne ihn sein will. Mein Leben ist hier anders, als es in Deutschland wäre. Doch es hätte ja auch dort vermutlich manche unerwartete Wendung genommen.«
So wie Elisabeth fassen jedes Jahr zehntausende Deutsche den Entschluss, ihrer Heimat den Rücken zu kehren und ihr Glück woanders auf der Welt zu versuchen. In der Schweiz und Österreich liegt der Prozentanteil ähnlich hoch. Nicht immer ist freilich die Liebe der Grund für diesen Schritt, vielmehr sind bessere Karriereoptionen, ein angenehmerer Lebensstil oder klimatische Bedingungen in den vergangenen Jahren als Beweggründe in den Vordergrund gerückt. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts wanderten 2005 rund 145.000 Deutsche aus. Zugleich sind weniger Deutsche aus dem Ausland zurückgekehrt – das gab es seit Ende der sechziger Jahre in Deutschland nicht mehr. Hinzu kommt: In den Zahlen des Statistischen Bundesamts tauchten lediglich die Deutschen auf, die sich ordnungsgemäß abgemeldet haben. Viele Auswanderer aber scheuen die Umstände der Bürokratie, unter ihnen auch viele Wohlstandsauswanderer – geschätzte 100.000 Rentner, die in Spanien, Südafrika oder eben Florida einen sonnigen Lebensabend verbringen.
Eines steht fest: Die Vereinigten Staaten sind hinter der Schweiz noch immer der deutschen Emigranten liebstes Ziel. Etwa 13.500 Deutsche zogen 2005 in die USA – Tendenz steigend. Mit 23 Prozent bilden Deutschstämmige die größte Bevölkerungsgruppe, rund 60 Millionen US-Amerikaner können in ihrem Familienstammbaum deutsche Vorfahren nachweisen, und in immerhin mehr als 15 Millionen Haushalten wird täglich deutsch gesprochen. Offiziell leben allein in Südwestflorida 50.000 Deutsche, inoffiziell sollen sogar bis zu 200.000 zumindest zeitweise einen Wohnsitz hier haben. Auch viele deutsche Prominente wissen Floridas Sonne zu schätzen: Konzertchef James Last, Daliah Lavi, Boris Becker und der frühere »Bomber der Nation« Gerd Müller, Hans-Dietrich Genscher, Otto Waalkes oder auch Fußball-Ikone Stefan Effenberg sind nur einige, die hier einen Wohnsitz hatten oder haben.
Die Liebe der deutschsprachigen Einwanderer zu Florida dürfte – neben den Motiven Wetter, Lifestyle und Karriere – auch damit zusammenhängen, dass die große Anzahl der Landsleute hier vielen Auswanderern die anfängliche Furcht nimmt, in einem fremden Land die eigene Sprache und Kultur zu verlieren. Ob lokale Vereine und Organisationen oder auch zahlreiche deutsche Kirchen und Schulen, die mittlerweile in nahezu jeder größeren Stadt in Florida anzutreffen sind – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich auszutauschen und tausende Kilometer von Deutschland entfernt ein wenig Heimat zu erleben.
I. FUSS FASSEN
Natürlich ist es der Traum, unter südlicher Sonne zu leben, der viele deutschsprachige Europäer in den Sunshine State lockt. »Der Lifestyle, das milde Klima, die freundliche Art der Menschen, das Easy-Going-Feeling – all das hat mich dazu bewogen, nach Florida auszuwandern«, schreibt einer der Befragten. »Ich wollte schon als Kind unter Palmen leben«, bestätigt eine andere. Hauptproblem ist für die meisten Neuankömmlinge inzwischen die Aufenthaltsgenehmigung. Deutsche Staatsbürger können ohne Visum für drei Monate nach Amerika kommen. Wer bis zu sechs Monate bleiben will, braucht ein Besuchervisum. Alles darüber hinaus bedarf schon genauer Planung und einschneidender Entscheidungen hinsichtlich der Lebensplanung.
Laut unserer Studie ergibt sich tatsächlich ein Trend hin zu einer gut geplanten, wohlüberlegten und zuweilen auch zeitlich begrenzten Abwanderung – anders als etwa in der großen Auswanderungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg. Sei es der Karriere wegen, um den Kindern mehr Sonne zu gönnen oder ganz einfach zur Erprobung eines freieren, abenteuerlicheren oder billigeren Lebens. Es gibt sie dennoch, die »zufälligen« Emigranten: »Ich wollte eigentlich Auslandserfahrung nach dem Studium sammeln, bevor es dann mit dem Berufseinstieg anfangen sollte«, berichtet eine der Befragten. »Und dann bin ich halt hängen geblieben.«
Doch Antworten wie diese sind eher die Ausnahme. Überraschend häufig spielt berufliches Kalkül beim Umzug nach Florida eine Rolle. Die solide Vorbereitung der Auswanderung spiegelt sich auch in der Aufteilung der Visa wider, mit denen sich die Befragten ihren Aufenthalt und das Arbeiten ermöglichen. Neben der »klassischen« Greencard durch Heirat (34 Prozent) geben immerhin 32 Prozent an, sich mit einem E2-Investorenvisum oder einem E1-Visum die Möglichkeit eines dauerhaften Aufenthalts im Sonnenstaat geschaffen zu haben (ein E1-Visum erhält, wer eine US-Handelsfirma gründet, die regelmäßig wesentliche Transaktionen mit Deutschland tätigt).
Immerhin 14 Prozent der Befragten gaben an, eine der begehrten Greencards in der Lotterie gewonnen zu haben – eine Option, die in Zukunft möglicherweise so nicht mehr gegeben sein wird. Ein L1-Visum, bei dem Personen ihre Firma in Deutschland nicht verkaufen, sondern mit der Schaffung einer Filiale in den USA ein innerbetriebliches Versetzungsvisa ermöglichen, besitzen immerhin drei Prozent der Befragten. Fast acht Prozent gaben an, im Besitz eines H1B-Visums zu sein – hier qualifizieren sich Personen, die über ein Universitätsdiplom oder eine zwölfjährige Berufserfahrung verfügen und von einem Arbeitgeber gesponsert werden. Die nach dem 11. September 2001 verschärfte Einwanderungspolitik der USA ist in den Antworten zu unserem Fragebogen ein Dauerthema. »Schade, wie schwer es einem gemacht wird, ein temporäres Visum zu erhalten und von einem temporären Visum auf eine Greencard zu wechseln«, beklagt ein in Florida überaus erfolgreicher Unternehmer.
Die Heirat mit einem/einer US-Staatsbürger/in ist immer noch der »klassische« Weg, eine langfristige Aufenthalts- und Arbeitsberechtigung in den USA zu erhalten. Doch die Zahl der Europäer mit Investorenvisum hat in den vergangenen Jahren in Florida deutlich zugenommen.(Zahlen: Florida Sun Studie »Auswanderung 07«)
II. EXISTENZ SICHERN
Natürlich gibt es sie auch hier: die solventen Rentner und Privatiers aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz, die es zum Überwintern in wärmere Gefilde zieht. Der Erbschaftsboom der kommenden Jahre dürfte ein Weiteres tun, noch mehr deutschsprachigen Europäern die sorgenfreie Selbstverwirklichung im Sunshine State möglich zu machen. »Wir sind aus dem kalten Deutschland geflüchtet, verbringen die Wintermonate im Warmen. Nur zu Weihnachten sind wir noch mal kurz daheim«, antwortet einer der Befragten. Und obwohl er und seine Gattin streng genommen nicht in unsere Umfrage passen – wir wollten eigentlich nur Menschen befragen, die dauerhaft in Florida leben –, machen die europäischen Snowbirds doch ein großes Kontingent der deutschsprechenden Gemeinde in Florida aus.
Tatsächlich aber steht die berufliche Verwirklichung ganz oben auf der Agenda der meisten Neuankömmlinge. 38 Prozent der Befragten geben »berufliche oder geschäftliche Möglichkeiten« als eigentlichen Grund für die Einwanderung an. Damit beschrieben ist häufig auch die »berufliche Versetzung durch meinen europäischen Arbeitgeber«, wie ein Umfrage-Teilnehmer zu Protokoll gibt. Angesichts der starken Präsenz deutscher Firmen und Großkonzerne im Sonnenstaat geschieht dies häufiger als noch vor zehn Jahren. Auffallend oft siedeln Menschen aber auch mit einer detaillierten Geschäftsidee nach Florida über oder kaufen sich hier ein bestehendes Business, um sich so eine Existenzgrundlage zu schaffen.
Die Palette der Aktivitäten reicht vom Dienstleistungssektor (Hotel, Gastronomie, Tourismus, Immobilien, Finanzwesen, Bildung etc.) über Neugründungen und Firmenübernahmen bis hin zur kompletten Umsiedlung ganzer Betriebe in den Sonnenstaat. Wobei das keineswegs heißen muss, dass sämtliche Brücken abgebrochen werden: »Zuerst habe ich hier ein Haus gebaut und war zweimal jährlich als Besucher hier, dann habe ich 1993 in Florida eine Firma gegründet und die in Deutschland von mir hergestellten Produkte importiert und in den USA vertrieben«, berichtet ein Befragter. »Wir sind seit zwölf Jahren in Florida und haben zwischenzeitlich mehrere Millionen Dollar in unser Business investiert und rund 350 Arbeitsplätze geschaffen«, sagt ein anderer. »Ich habe in Fort Myers ein bestehendes Geschäft gekauft, welches 16 Jahre alt und sehr gut etabliert ist. Das bietet uns ein solides Einkommen«, so ein Dritter. Darüber hinaus zeigt sich: Das Internet und Online-Jobs erleichtern internationale Lebensentwürfe.
Ob die Arbeit in Kiel oder in Cape Coral erledigt wird, tut kaum noch etwas zur Sache. Besonders bemerkenswert ist die große Zahl der deutschsprechenden Europäer, die in den vergangenen Jahren im Immobiliengeschäft in Florida Fuß gefasst und sich dabei oft auf eine europäische Klientel spezialisiert haben – knapp ein Viertel gibt an, diesem Sektor seine Existenzgrundlage zu verdanken.
III. KONTAKTE PFLEGEN
Eine häufige Beobachtung: Kaum ein Deutscher trifft gern Deutsche im Ausland. Oder gibt sich vor Angehörigen anderer Nationalitäten gleich zu erkennen. Dies hat wahrscheinlich seine Wurzeln darin, dass Deutsche schnell das Gefühl haben, nicht besonders beliebt zu sein (was in Florida ein Trugschluss ist, wie man als Einwanderer schnell merkt). Eine andere Ursache mag der Verlust der Exklusivität sein – sobald man nicht mehr der einzige Deutsche im Hotel oder im Restaurant, auf der Party oder am Strand ist, fühlt man sich gleich weniger besonders.
Ist diese Befindlichkeit unter Deutschen im Sonnenstaat genauso verbreitet? Wir wollten von den Befragten wissen, wie eng der Kontakt zu anderen Deutschen in Florida ist (im Falle der Österreicher und Schweizer natürlich zu ihrer jeweiligen Landsmannschaft).
Offensichtlich haben die Antworten viel mit dem beruflichen und sozialen Umfeld zu tun – gleichwohl haben sie uns überrascht: Auch die Deutschen in Florida scheinen kein gesteigertes Bedürfnis nach Kontakten zu ihren Landsleuten zu verspüren. Oder man gibt es zumindest nicht offen zu. Diejenigen, die weniger Berührungsängste haben, sind in der Minderheit. Dabei wäre es durchaus normal, in der Fremde zu Vertrauten und Vertrautem zu gravitieren. »Sehr lose, kaum«, antwortete ein Teilnehmer auf die Frage nach dem Kontakt zu anderen Deutschen. »Wir haben keinerlei Kontakt zur deutschen Gemeinde in Florida«, fügt ein anderer hinzu. »Ich habe beruflich mit Deutschen zu tun, unsere besten Freunde sind allerdings Amerikaner«, so eine Immigrantin aus »good old Germany«.
Jemand anderes weiß immerhin einmal im Jahr seine deutschen Wurzeln zu schätzen: »Wir haben keine Kontakte zum Deutsch-Amerikanischen Club in Cape Coral – außer natürlich beim Oktoberfest!« Mancher bedauert immerhin die abreißenden Bande: »Leider treffe ich Deutsche nur durch Zufall. Ich freue mich immer wieder über neue Kontakte.« Anderen wiederum ist das ziemlich gleichgültig: »Man sieht sich, man trifft sich, aber privat nahezu nie.« Der Grund für einen gewissen Landsmann-Snobismus scheint durchaus auch in der Sorge begründet, nicht den Anschein von Provinzialität zu erwecken. Frei nach dem Motto: Wer Deutsche sucht, hätte auch gleich in Deutschland bleiben können. »Wir sind in die USA gekommen, um die amerikanische Mentalität zu genießen«, bestätigt eine Befragte diese Vermutung.
Es sind besonders interkulturelle Organisationen, die Deutsche in Florida trotz allem zusammenbringen: die deutschsprachigen Kirchengemeinden etwa in Coral Gables oder Cape Coral, die German-American Business Chambers oder die dann doch wieder zahlreichen deutsch-amerikanischen Clubs und Stammtische. Und natürlich die allgegenwärtigen Oktoberfeste. »Ich bin Mitglied im German-American Social Club von Cape Coral und treffe dort regelmäßig deutschstämmige sowie deutsche Clubmitglieder.
Wir veranstalten eines der größten und schönsten Oktoberfeste in Florida«, erklärt ein Befragter. Eine andere sieht vor allem berufliche Gründe für die Verbindung zu ihren Landsleuten: »Mein Kontakt ist sehr eng, ich arbeite zum Großteil mit in Florida ansässigen deutschen Firmen zusammen.« Gerade im Immobiliensektor setzen viele Deutsche auf enge Kontakte zu potenziellen Kunden aus Europa – doch auch hier scheint das Bedürfnis, nach Feierabend mit anderen Deutschen zusammen zu sein, nicht sehr ausgeprägt. Eines steht fest: Vom fahnenschwenkenden »Wir-Gefühl« der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr sind die meisten Deutschen im Sunshine State (noch) ein Stück weit entfernt.
Trotz der großen Anzahl an Deutschen, Österreichern und Schweizern in Florida gibt die Mehrheit der Befragten an, nur geringen oder gar keinen Kontakt zu Landsleuten zu haben. Auffallend: Sind deutschsprachige Europäer offen für Kontakte, sind die Be-ziehungen zu anderen Landsleuten gleich »sehr eng«. (Zahlen: Florida Sun Studie »Auswanderung 07«)
IV. TRÄUME VERWIRKLICHEN
»Wir haben ein Haus, ein gut gehendes Geschäft, und was das Wichtigste ist: Unsere Kinder haben eine solide Zukunft«, beschreibt einer der Befragten sein Fazit auf die Frage, ob sich der »Florida-Traum« in beruflicher wie privater Hinsicht erfüllt hat. Natürlich ist es schwierig, ein realistisches Bild über die Erfolgschancen von Einwanderern nach Florida zu erhalten: Wer hier ist und sich eine Existenz aufbauen konnte, hat es ja geschafft. Wer gescheitert ist, wird kaum noch Lust verspüren, einen entsprechenden Fragebogen zu beantworten. Dennoch werden in unserer Studie bestimmte Trends deutlich: Etwa, dass sich für viele Einwanderer aus deutschsprachigen Ländern die Sichtweise relativiert. »Florida ist sicherlich ein Ort, an dem es sich gut leben lässt«, verrät ein Befragter, »Allerdings gibt es auch Dinge, die nicht ideal sind.
Stichwörter Hurrikane, geringe soziale Absicherung, geringes Wissen der Amerikaner, was Deutschland und Europa angeht.« Ähnlich antwortet ein anderer: »Florida ist sicherlich kein Land der gebratenen Tauben. Als Einwanderer sollte man sich darauf einstellen, wahrscheinlich sogar mehr zu arbeiten, weil etwas wie die wesentlichen Kontakte, wie man sie in seiner Heimat hat, zunächst komplett fehlt.« Für viele erweisen sich die Hürden der Einwanderung als große Bürde: »Insbesondere wegen Komplikationen im Zuge unserer Einbürgerung gab es in den ersten Jahren eine gewisse Unsicherheit, ob ich mich hier jemals beruflich entfalten kann«, bestätigt eine Befragte.
Doch die positiven Stimmen überwiegen: »Mein Florida-Traum hat sich in jeder Hinsicht erfüllt. Ich lebe gerne hier und habe keine Absicht, wieder nach Deutschland zurückzukehren«, erläutert eine Befragte. »Es wird Jahr für Jahr besser. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben«, findet eine andere. »Wir hätten den Schritt schon eher machen sollen«, beantwortet einer die Frage nach den erfüllten Träumen. Rückkehr nach Deutschland? »NIEMALS«, so die Antwort in Großbuchstaben. Eine andere Einwanderin kann sich ebenfalls eine Rückkehr kaum vorstellen: »Ich glaube nicht, dass ich in der Lage wäre, noch mal in Deutschland, Österreich oder Schweiz zu leben. Ich habe mich zu sehr an das wundervolle Klima gewöhnt.«
Gleichwohl bleibt bei vielen ein Stück Wehmut: »Man denkt oft darüber nach, irgendwann mal wieder nach Deutschland zurückzukehren. Und kommt eigentlich nie zu einer Entscheidung. Man ist immer mit den Wurzeln in Europa verbunden, dort wo man aufgewachsen ist. Andererseits hat man sich hier etwas aufgebaut.« Heimweh? Durchaus. Vor allem nach alten Gewohnheiten. »Was ich nicht sehr schätze ist, dass man eigentlich immer ein Auto benutzen muss«, sagt eine. »Ich habe in München gelebt, und es genossen, zum Markt zu laufen und mir beim Bäcker meine frischen Semmeln zum Frühstück zu holen.« Manchen stört die als gering empfundene Arbeitsmoral. »Die Geschäfte können nicht öffnen, weil es nicht genügend Arbeitskräfte gibt. Bestehende Arbeitnehmer wechseln den Job ohne Vorankündigung, kommen einfach nicht mehr zur Arbeit. Die Unzuverlässigkeit ist nicht typisch für die USA, typisch aber für Florida.
« Weniger verbittert, aber durchaus kritisch urteilt diese Befragte: »Mein Bild hat sich vom verklärten Urlaubsbild zum realistischeren hin verändert. Manchmal vermisse ich die deutsche Verlässlichkeit und Disziplin und dass alles hundertprozentig funktioniert.« Mancher glaubt, dass die Chancen für eine dauerhafte Integration mit steigendem Alter sinken. »Viele meiner deutschen Bekannten, die erst mit über 50 Jahren umgesiedelt sind, kehren oft nach wenigen Jahren in die Heimat zurück, weil sie sich nie richtig zu Hause fühlen. Das hat meist mit der Sprache, aber auch mit Dingen wie medizinischer Versorgung zu tun.«
Für viele Befragte ist die rasante Entwicklung etwas, was den Blick auf Florida skeptischer werden lässt: »Als ich nach Boca Raton kam, war es noch mehr oder weniger ein verschlafenes kleines Paradies. Heute ist alles sehr bebaut.« Eine andere Stimme beklagt: »Wenn ich mal nach Miami Beach oder Naples fahre, bin ich immer überrascht, wie unglaublich viel gebaut wird. Und erst der Verkehr!
« Für einen hat sich das Florida-Bild sogar extrem negativ verändert: »Zu viel Korruption und Vetternwirtschaft, chaotisches Autofahren, viel zu hohe Lebenshaltungskosten.« Eine Befragte kommentiert die Frage nach den erfüllten Träumen mit schwarzem Humor: »Ich habe hier mehr Zeit im Büro verbracht als am Strand!« Kommentar eines anderen: »Das rosarote Bild ist der Realität gewichen. Wie immer im Leben ist nicht alles Gold, was glänzt. Dennoch ziehe ich das Leben in Florida vor, solange einen die Einwanderungsbehörde hier lässt.«
Mehrheitlich ziehen die Befragten indes ein positives Fazit ihrer Erfahrung in Florida – eine Befragte bringt es auf den Punkt: »Ich liebe Amerika! Hier kannst du alles erreichen oder werden!« Ein anderes Paar schließt sich dem positiven Votum an: »Florida ist immer noch ein paradiesischer Flecken zum Leben, viel mehr Lebensqualität als in Deutschland. Der Freizeitwert ist viel höher, die Leute sind freundlicher und man lebt entspannter.« »Wohin wieder zurück? Nach Deutschland?«, fragt eine Frau fast ungläubig. »Nein, ich bin mehr als außerordentlich zufrieden mit dem, was ich hier privat und auch beruflich erreicht habe.
Ich habe meinen Schritt nicht ein einziges Mal bereut.« Dieselbe Befragte fasst ihre Erfahrung als Einwanderin wie folgt zusammen: »Der Lifestyle in Florida ist mit dem in Europa nicht zu vergleichen. Meiner persönlichen Erfahrung nach sollte man versuchen, sich an den gänzlich anderen Lebensstil zu gewöhnen und ohne allzu große Erwartungen hierher kommen. Dann ist das Leben hier friedlich und einfach.« Eine andere Exil-Deutsche bringt das überwiegend optimistische Meinungsbild treffend auf den Punkt: »Amerika ist immer noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.« Aber, so der abschließende Rat einer Auswanderin: »Man sollte nicht immer ständig alles mit Deutschland vergleichen, dann fällt es einem hier viel leichter.«