Mount Rushmore Monument, South Dakota
Wer immmer 46. Präsident der Vereinigten Staaten wird – die in Stein gemeißelten Herren scheinen es gelassen zu nehmen. (Foto © critterbiz/Shutterstock.com)
Bei den Präsidentschaftswahlen 2000 gewann George W. Bush mit 537 Stimmen Vorsprung vor seinem Konkurrenten Al Gore die Wahlleute Floridas und konnte dadurch mit einer Wahlmannstimme mehr als nötig zum neuen US-Präsidenten ernannt werden. Letztlich sollte dann aber der Supreme Court bestimmen, dass Bush 54. Präsident der USA wurde, nachdem Gore gerichtlich erwirkt hatte, die Stimmzettel in einigen Landkreisen nochmals per Hand auszuzählen, was vom Obersten US-Gericht untersagt wurde. Der Grund für all die Aufregung: im Palm Beach County bei der Stimmabgabe eingesetzte mangelhaft ausgestanzte Lochkarten und automatische Zählmaschinen, die nicht in der Lage waren, diese Karten auszuzählen.
Doch dies zwar die berühmteste, aber bei Weitem nicht die einzige Panne bei Wahlen in Florida: Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 gingen laut der Washington Post im Broward County einige Briefwahlzettel verloren, 2006 kam es gemäß den New York Times bei den Halbzeitwahlen wiederum zu Fehlfunktionen elektronischer Zählmaschinen, und 2016 wurden nach einem Bericht des Magazins Time im Büro der Wahlaufseherin des Broward Countys versehentlich einige Stimmzettel zerstört, während digitale Kopien davon angefertigt wurden; dazu kamen laut den New York Times Angriffe mutmaßlich russischer Hacker auf die Computer zweier Countys. Bei den Gouverneurs- und Senatswahlen 2018, bei denen aufgrund der äußerst knappen Ergebnisse gemäß dem dortigen Wahlgesetz die Stimmen erneut ausgezählt werden mussten, kam es erneut zu technischen Problemen; schon bei der Stimmabgabe hatten Wähler sich über defekte Wahlmaschinen beklagt, wie die Washington Post berichtete.
Im November 2020 jedoch verliefen Stimmabgabe und -auszählung in Florida so problemlos, dass es im Vergleich zu anderen Bundesstaaten, die auch am dritten Tag nach der Wahl noch keine offiziellen Ergebnisse verkünden konnten, geradezu als Musterschüler dasteht. Schon relativ bald nach der Schließung der Wahllokale konnte der Sunshine State bekanntgeben, dass der noch amtierende Präsident Donald Trump den Bundesstaat mit einem Vorsprung von 3,5 Prozent der Stimmen vor Herausforderer Joe Biden für sich gewinnen konnte. Gouverneur DeSantis sah sich laut der Florida Daily Post angesichts der Verhältnisse in anderen Bundesstaaten zu der rhetorischen Frage veranlasst, warum diese nicht "mehr wie Florida sein" könnten, und auch Jackie McGuinness, die Sprecherin Joe Bidens, bekundete ihr uneingeschränktes "Vertrauen" in die hiesige Infrastruktur.
Der wohl wichtigste Grund dafür, dass es Florida nicht beispielsweise wie Pennsylvania erging, wo am Mittwochabend ein Drittel der Stimmen noch immer nicht ausgezählt waren, liegt in dem Umstand, dass die Stimmzettel der Vorauswahlen sowie der Briefwahl hier bereits drei Wochen vor dem eigentlichen Wahltag ausgezählt werden können, während man in Pennsylvania damit bis zum 3. November warten musste. Ohne diese Regelung hätte die Auszählung auch in Florida deutlich länger gedauert, da nicht weniger als 9 Millionen der rund 11 Millionen Stimmen bei "early votings" oder per Brief abgegeben wurden. Völlig frei von Pannen verlief die Wahl allerdings auch nicht, die aufgetretenen Probleme im Vorfeld und am Wahltag – von der kurzfristigen Verlegung von Wahllokalen, ohne dies auf der Website des Countys publik zu machen, bis hin zu ausgefallenen Internetverbindungen und Computerstörungen – waren aber alles in allem nur relativ geringfügiger Natur.
Die legendären Lochkarten-Zählmaschinen wurden hingegen ebenso wie andere veraltete Technik längst ausgemustert. Nach einem Versuch mit Touchscreen-Computern Mitte der 2000er-Jahre, bei denen keinerlei Papierabfall anfiel, ging man vor rund zehn Jahren dazu über, wieder Wahlzettel aus Papier auszugeben, die maschinell gezählt werden. Dazu kam die Einführung der "early votings" sowie der Möglichkeit, ohne Angabe eines besonderen Grunds per Briefwahl abzustimmen – ein Angebot, das angesichts der Corona-Pandemie sicherlich einer der Gründe für die in diesem Jahr besonders hohe Wahlbeteiligung war.