Four Seasons Resort Orlando, Walt Disney World Resort
Zu den relativ wenigen internationalen Gästen floridianischer Hotels gehören derzeit viele Impftouristen. Im Bild das Four Seasons Resort Orlando im Walt Disney World Resort. (Foto © Mia2you/Shutterstock.com)
Am 13. April hatte der vom US-Senat gebildete Unterausschuss, der sich mit den Themen Reisen und Tourismus befasst, seine erste Anhörung. Ausschussmitglieder wie Industrievertreter forderten dabei einen strategischen Plan zur weitgehenden Wiederöffnung des Landes für Touristen. Die demokratische Ausschussvorsitzende Jacky Rosen hob laut Travel Weekly hervor, damit die Wirtschaft des Landes sich wieder vollständig erholen könne, müsse es für "Amerikaner und die übrige Welt" wieder möglich sein zu reisen. Nach den Worten von Tori Barnes, Executive Vice President für öffentliche Angelegenheiten und Strategien der U.S. Travel Association, müssen die USA eine Führungsrolle bei der Entwicklung von Plänen und Richtlinien für sicheres Reisen übernehmen. Aus diesem Grund dränge ihre Organisation bei der Biden-Administration darauf, bis Mitte Mai einen wissenschaftsbasierten Plan für die Wiederöffnung des internationalen Reiseverkehrs auszuarbeiten. Am Anfang könnten Reisekorridore zwischen den USA und Ländern mit geringen Covid-19-Infektionsraten stehen.
Zu den weiteren Forderungen der U.S. Travel Association zählten die Verabschiedung eines Gesetzes, mit dem das Verbot von Kreuzfahrten aufgehoben wird, eine klare Anleitung der Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zur sicheren Wiederaufnahme beruflicher Meetings und Events sowie die Inkraftsetzung des sogenannten "Hospitality and Commerce Job Recovery Act of 2021", eines Gesetzes, das der Gastgewerbeindustrie Steuererleichterungen gewähren und dadurch dafür sorgen soll, dass diese wieder mehr investiert und schneller neues Personal einstellt. Außerdem solle der Kongress der staatlich-privaten Tourismusorganisation "Brand USA" 250 Millionen Dollar Nothilfe zur Förderung von Reisen in die USA aus anderen Ländern bewilligen.
Dank der schnell vorankommenden Impfungen waren in den USA laut Our World in Data am 28. April bereits 29,3 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren vollständig gegen Covid-19 geimpft; 42,7 Prozent hatten mindestens eine Impfdosis erhalten. Mit diesen Zahlen liegen die Vereinigten Staaten weltweit an vierter beziehungsweise dritter Stelle. Demgegenüber lag die Zahl der vollständig geimpften Personen in Deutschland am 27. April bei nur 7,3 Prozent, die Zahl derjenigen, die mindestens eine Impfdosis erhalten hatten, bei 24,5 Prozent. In Österreich lagen die Zahlen am 28. Aprils bei 9 respektive 24 Prozent, in der Schweiz am 25. April bei 10 beziehungsweise 18,1 Prozent.
Nachdem die Verimpfung des Vakzins von Johnson & Johnson aufgrund in sehr wenigen Fällen nach den Impfungen aufgetretener Gehirnvenenthrombosen einstweilen ausgesetzt worden war, erklärten die Gesundheitsbehörde CDC und die Behörde für Lebens- und Arzneimittel U.S. Food and Drug Administration (FDA) am 24. April, dass der Impfstoff angesichts seiner hohen Wirksamkeit gegen das Corona-Virus und der extremen Seltenheit der Nebenwirkungen weiter verwendet werden solle.
Da aber auch in den USA inzwischen die Zahl der Impfwilligen merklich zurückgeht und die in einigen Bevölkerungskreisen verbreitete Impfskepsis durch die negativen Schlagzeilen zum Vakzin von Johnson & Johnson weiter angeheizt wurde, versuchen staatliche Stellen, verbreiteten Impfmythen entgegenzutreten und die Menschen auch durch die Zusammenarbeit mit privaten Konzernen über die sozialen Netzwerke zum Impfen zu animieren. So hat die Regierung des Orange County gemeinsam mit verschiedenen Partnern wie dem Universal Orlando Resort und der Walt Disney World die Kampagne "I Got My Shot" ins Leben gerufen, wie WDW News Today berichtet. Auf der Website werden Einwohner des Orange County dazu aufgefordert, ihre Impfung publik zu machen und positive Statements dazu via Facebook, Twitter oder Instagram zu posten. Daneben wird dort mit verbreiteten Vorurteilen gegenüber Impfung und Impfstoffen aufgeräumt und der mobile Impfwagen vorgestellt, der zu jenen fährt, die nicht ins Impfzentrum kommen können.
Während die U.S. Travel Association noch die US-Regierung drängt, das Land möglichst bald wieder für Reisende aus aller Welt zu öffnen, hat sich in den USA inzwischen eine ganz spezielle Art von Tourismus entwickelt: Nach einem Bericht der Bucks County Courier Times reisen immer mehr Menschen aus anderen Ländern in die Vereinigten Staaten, weil es ihnen in ihrer Heimat mit dem Impfen zu lange dauert. Neben engen Verwandten von US-Amerikanern oder Greencard-Inhabern beispielsweise aus Europa handelt es sich dabei insbesondere um Kanadier, die in den USA einen Zweitwohnsitz unterhalten, oder Mexikaner, die über eine doppelte Staatsbürgerschaft verfügen. In Kanada waren am 28. April laut Our World in Data erst 2,8 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, 31,2 Prozent hatten mindestens eine Impfdosis erhalten. In Mexiko waren es am 27. April 4,7 Prozent, während 9,4 Prozent mindestens eine Dosis erhalten hatten. Manche Reiseagenturen wie etwa die indische Firma Zenith Tours werben sogar offen mit dem Schlagwort "vaccine tourism", obwohl sie ihren Kunden gar nicht versprechen können, dass diese in den USA tatsächlich eine Impfung erhalten. (Trotz der derzeitigen dramatischen Infektionsentwicklung in Indien ist das Land bisher noch nicht von den US-Einreisebeschränkungen betroffen.)
Zu den US-Bundesstaaten, die bei ausländischen Impfwilligen aufgrund der guten Versorgung mit Vakzinen und der geringen Restriktionen gegenüber Reisenden besonders beliebt sind, zählt Florida. Manche von ihnen bleiben einige Wochen im Land und kehren erst wieder in ihre Heimat zurück, wenn sie die zweite Impfdosis erhalten haben, andere fahren zwischenzeitig nach Hause und reisen dann erneut in die USA. So positiv dieser Impftourismus für Fluglinien, Hotels und Restaurants ist, so negativ könnte er sich allerdings auf die Infektionsentwicklung in den USA auswirken: Laut der CDC haben "selbst vollständig geimpfte Reisende" ein erhöhtes Risiko, sich mit neuen, gefährlicheren Covid-19-Varianten zu infizieren und diese weiterzuverbreiten.
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