Die asiatische Ausstellung ist im neuen modernen Anbau untergebracht. (Foto: © AL)
Die Geschichte von The Ringling reicht bis in die 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. John Ringling, der unter anderem durch einen gemeinsam mit seinen vier Brüdern betriebenen Zirkus mit dem selbstbewussten Namen "The Greatest Show on Earth" reich geworden war, ließ 1924 gemeinsam mit seiner Ehefrau Mable ein herrschaftliches Haus auf einem großen Grundstück in der damaligen Kleinstadt Sarasota errichten. Unter der Leitung des bekannten New Yorker Architekten Dwight James Baum entstand entsprechend Mables Wunsch ein fünfgeschossiges Bauwerk, das einem venezianischen Palazzo nachempfunden war, wobei der Sarasota Bay die Rolle des Canale Grande zukam. Nach seinem Erbauer erhielt es den venezianischen Namen Ca' d'Zan, "Haus von John".
Auf der Suche nach neuen Attraktionen für seinen Zirkus reiste John Ringling immer wieder durch Europa und erstand bei diesen Gelegenheiten regelmäßig Kunstwerke. Parallel entwickelte er eine Leidenschaft für Bücher über Kunst. Auf diese Weise baute er im Laufe der Jahre eine eindrückliche Sammlung auf. Um seine Schätze, darunter Gemälde barocker Meister wie Velázquez, Poussin, van Dyck und Rubens, angemessen präsentieren zu können, ließ er schon bald nach der Fertigstellung seines eigenen Palazzos auf dem gleichen Gelände ein über 21 Galerien verfügendes Museumsgebäude im Stil der florentinischen Uffizien erbauen, das 1931 eröffnet wurde.
Nach seinem Tod 1936 vermachte er das Anwesen dem Staat Florida. Da Ringling infolge der Great Depression mittlerweile verschuldet war, führten allerdings jahrelange Rechtsstreitigkeiten mit seinen Gläubigern dazu, dass das Museum zwischen 1936 und 1946 nur notdürftig unterhalten wurde und lediglich sporadisch geöffnet war. 1948 fand dann mit der Eröffnung des Zirkusmuseums, dessen Bestand aus dem Nachlass Ringlings zusammengestellt wurde, erstmals eine Erweiterung der Ausstellungsräume statt. Neun Jahre später folgte die Eröffnung eines weiteren Neubaus mit einem historischen italienischen Theater aus dem späten 18. Jahrhundert, das sich ursprünglich im ehemaligen Schloss Caterina Cornaros, der letzten Königin Zyperns, in Asolo befunden hatte. In der Folge wurde das Theater für zahlreiche Veranstaltungen genutzt. Aufgrund der durch die starke Inanspruchnahme bedingten allmählichen Verschlechterung seiner Substanz wurde es allerdings Ende der 1990er-Jahre einstweilen für die Öffentlichkeit geschlossen.
Im Jahr 2000 ging die Verwaltung des Museums in die Hände der Florida State University über. Mithilfe staatlicher Mittel und privater Spenden in Höhe von rund 100 Millionen Dollar unterzog man alle vier Gebäude einer grundlegenden Restauration. Dabei wurde das Theater in den neu errichteten Besucherpavillon verlegt, dessen Architekt Yann Weymouth unter anderem auch für den Entwurf der Glaspyramide im Innenhof des Louvre verantwortlich war. Daneben wurden drei weitere neue Gebäude eröffnet: das Circus Museum Tibbals Learning Center, das den weltgrößten Modellzirkus präsentiert, das Education Center, in dem sich neben Lagerräumen und Büros eine Kunstbibliothek befindet, sowie der Searing-Flügel, mit dem die Ausstellungsfläche um rund 1800 Quadratmeter vergrößert wurde. Seit 2011 umfasst die Sammlung des Museums auch Werke zeitgenössischer Künstler.
Anfang November wurde das Ringling Museum wiederum um drei neue Galerien erweitert. Im Rahmen der ersten Ausstellung in der Keith D. and Linda L. Monda Gallery for Contemporary Art sind die Besucher aufgefordert, die Installation "Pathless Woods" der New Yorker Künstlerin Anne Patterson mit (nahezu) all ihren Sinnen zu erfahren: Wie der Bradenton Herald schreibt, macht jeder, der den dichten "Wald" von der Decke hängender, verschieden farbiger Bänder betritt, in Abhängigkeit davon, wie und in welche Richtung er oder sie sich bewegt, ganz individuelle optische und taktile Erfahrungen. Dazu ertönt eigens für das Werk komponierte Musik von Michael Gandolfi. Ein hinter den Bändern ausgestrahltes Video, das dem Rhythmus der Musik folgt, ist durch den Bänderwald zunächst nur in Form abstrakter Flächen wahrnehmbar, bis es sich schließlich in Lichtpunkte auflöst. Jeden Donnerstag kommt zudem auch noch der Geruchssinn der Besucher auf seine Kosten, wenn der Raum von einem frischen Pinienwaldduft erfüllt wird. Patterson, die Synästhetikerin ist, lässt das Publikum in ihrem Werk ihre Gabe in gewisser Hinsicht nachempfinden, indem sie verschiedene Sinneseindrücke miteinander verschmelzen lässt.
Daneben wurden im Searing-Flügel zwei weitere neue Galerien eröffnet, deren Flächen ursprünglich für das bereits im Mai eröffnete Center of Asian Art vorgesehen waren und in denen ebenfalls zum größten Teil zeitgenössische Kunst sowie Werke der klassischen Moderne gezeigt werden sollen. Ein weiterer Ausstellungsraum für diese Kunstrichtungen in Form eines Glaspavillons ist für nächstes Jahr geplant.
Neben diesen Räumen für zeitgenössische Kunst stellt das Center of Asian Art die zweite große Neuerung des Ringling Museums dar. Laut den Tampa Bay Times gibt es anhand von etwa 400 Werken einen eindrucksvollen Einblick in die Jahrtausende alte Kunstgeschichte des asiatischen Raums. Um die Sammlung präsentieren zu können, wurde ein zeitweilig stillgelegter Museumsflügel renoviert und ein weiterer Pavillon errichtet. Überschattet wird dieses anspruchsvolle Projekt durch einen noch laufenden Rechtsstreit zwischen dem Museum und der Mäzenin Helga Wall-Apelt, die die von ihr zum Aufbau des neuen Trakts gespendete Summe von 4,2 Millionen Dollar zurückfordert, da sie dem Museum unter anderem vorwirft, das Bauwerk zu spät fertiggestellt und ihre Sammlung asiatischer Kunstwerke demzufolge nicht zum vereinbarten Zeitpunkt der Öffentlichkeit präsentiert zu haben. Wie die Tampa Bay Times weiter berichten, ließ sie in der Folge ihre dem Museum versprochene Sammlung wieder abholen und versteigern. Gleichwohl trägt die neue Galerie weiterhin ihren Namen, und zumindest eines der Werke ihrer früheren Sammlung fand schließlich doch noch den Weg in die Ausstellung: ein Bodhisattva, die Skulptur eines buddhistischen "Erleuchtungswesens", die ein ortsansässiger Sammler ersteigerte und dem Museum zur Verfügung stellte.
Das Ringling Museum hat täglich von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 25 Dollar, für Senioren über 65 Jahren 20 Dollar, für Studenten sowie Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren 5 Dollar. Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Die Installation "Pathless Woods" in der Monda Gallery ist noch bis zum 31. Mai 2017 zu sehen. Weitere Informationen unter www.ringling.org.